Obwohl ich nach wie vor der Meinung bin, dass man am besten bedient ist, wenn man die Teile der Silent Hill-Reihe in der Reihenfolge spielt, in der sie erschienen sind, sollte man für Origins zumindest den Erstling durchgespielt haben, um die Story nachvollziehen zu können, denn viele der Grundlegenden Dinge werden nicht mehr im vollen Umfang erklärt sondern, wenn überhaupt, dann nur kurz angerissen.
Zur Geschichte von „Silent Hill: Origins“ selbst, will ich nicht zuviel verraten, da ich ansonsten schon die Auflösung der Story im ersten Silent Hill vorwegnehmen würde. Deshalb nur eine möglichst spoilerfreie Beschreibung: Der Spieler übernimmt die Kontrolle über einen Lastwagenfahrer namens Travis O’Grady der einen ungewollten Zwischenstopp in Silent Hill einlegt und fortan mit seltsamen Ereignissen konfrontiert wird und nur noch das Ziel hat, irgendwie heil aus der Stadt herauszukommen. Im Laufe der Handlung begegnet man auch einigen altbekannten Charakteren, denen man bereits im ersten Teil der Reihe begegnen konnte.
Das Gameplay orientiert sich dabei sehr stark an Silent Hill und Silent Hill 2. Das heißt, man kann mehr oder weniger frei in den Straßen der Stadt umherirren und muss sich so, Hinweisen folgend, von einer Location zur Nächsten durchschlagen. Am Anfang jedes Bereiches ist zum Glück eine Übersichtskarte zu finden, auf der serientypisch, automatisch kleine Notizen zu bestimmten Gegebenheiten erscheinen (nächste Zielorte, verschlossene oder blockierte Türen, versperrte Wege, usw.), so dass man sich im Grunde nie verlaufen kann. In den Locations selbst, die hauptsächlich aus irgendwelchen Gebäuden/Einrichtungen bestehen, wie z.B. das Krankenhaus, in das man als Erstes landet, gibt es wie üblich einige Rätsel zu lösen und Hinweisen zu folgen. Hin und wieder findet man Notizen oder Zwischensequenzen, die die Story vorantreiben. Diese ist von ihrem Verlauf ebenfalls eine Mischung aus Silent Hill 1 und Silent Hill 2. Zwar wird die Vorgeschichte des ersten Teils der Reihe erzählt, dennoch erfährt man auch einiges über Travis Vergangenheit.
Was das Kampfsystem bzw. das Inventar anbelangt, so hat man sich ein paar kleine dezente Neuerungen einfallen lassen. Nachkampfwaffen können nicht mehr unendlich lange benutzt werden, sondern zerbrechen mit der Zeit, wobei dies, je nach Gegenstand, mal schnell oder weniger schnell passieren kann. Zum Ausgleich dazu, gibt es allerdings auch ziemlich viele Dinge zu finden, die als Waffe eingesetzt werden können, wie Fernseher, Toaster, Holzbretter, Rohre, usw. (zum Glück ist Travis Inventar unendlich groß und so kann man auch alles was man findet mitnehmen). Auch Schusswaffen sind wieder mit dabei, wobei man sich die Munition, wie üblich, für bestimmte Gegnertypen aufsparen sollte. Leider lässt Travis Kondition etwas zu wünschen übrig, so dass ihm nach einem kurzen Sprint gleich wieder die Puste ausgeht und er kurzzeitlich nicht mehr ganz so flott rennen kann, bis er sich wieder etwas erholt hat. Das kann gelegentlich zu Problemen führen, wenn man Gegner abhängen will. Ansonsten wird wie immer an bestimmten Markierungen manuell abgespeichert, in diesem Fall sind es rote Dreiecke, die sich immer mal wieder an Wänden finden lassen. Auch die Alternativwelt ist wieder mit von der Partie. Dieses Mal mittels Spiegel, die ebenfalls regelmässig gefunden werden können, zwischen Nebelwelt und der heruntergekommenen bzw. Rostwelt nach Belieben hin- und hergewechselt werden. Wer die frühren SH-Spiele gespielt hat, der weiß, dass sich die Gegner z.B. durch ein Radio bzw. durch Störungen im Radio bemerkbar machen, wenn sie in die Nähe des Hauptcharakters kommen, in Silent Hill: Origins gibt es zwar kein Radio, dafür aber Bildstörungen (das Bild wird kriseliger und es tauchen senkrechte Streifen auf, wie bei alten Filmmaterial), je näher ein Feind ist. Ein permanenter Filter, der das Bild "körnig" macht, ist aber ständig über das Spielgeschehen gelegt (siehe Screenshots weiter unten).
PSP vs. PS2:
Obwohl es schon einige Zeit her ist, dass ich die PS2-Version gespielt habe, sind mir doch ein paar Unterschiede aufgefallen. Zum einem wurde die Grafik der PS2-Version etwas überarbeitet, vor allem die Charaktermodelle wirken deutlich detaillierter. Travis sieht nun mehr so aus, wie in den CGI-Sequenzen und wirkt auch sonst nicht mehr so klobig. Des Weiteren scheint wohl auch an der Kamera gearbeitet worden zu sein. Auf der PSP kommt es öfter vor, dass man etwas die Übersicht verliert und an vielen Stellen wird beim Vorbeilaufen auf eine feste Kameraposition geschaltet, was nicht selten zu Steuerungsproblemen führt. Will man z.B. einem Gegner davonlaufen und gerät dabei an eine Stelle, wo die Kamera auf einen festen Blickwinkel umschaltet, kann es passieren, dass man vorher nach Links lief und das Analogpad immer noch in diese Richtung gedrückt hält, jetzt aber, dank neuer Kameraperspektive, plötzlich nach Unten und im ungünstigsten Fall, direkt in den Gegner hinein, steuert. Ich kann zwar nicht mit 100%iger Sicherheit sagen, dass es auf der PS2 solche Situationen nicht mehr gibt, aber so nervig wie auf der PSP ist es mir dort zumindest nicht negativ aufgefallen. Die generelle Kameraposition wurde aber meiner Meinung nach auf jeden Fall etwas korrigiert. Bei der PSP ist es doch manchmal so, dass man die Position der Gegner in manchen Räumen zu spät erkennt, da sie sich außerhalb des sichtbaren Bereichs befinden bzw. die Kamera seitlich auf Travis gerichtet ist, statt dahinter, und somit ist der betreffende Gegner nicht im Blickfeld. Ein weiteres Problem, das zwangsweise auf der PS2 nicht mehr auftritt, ist, dass der Analogstick des Dual-Shock-2-Controllers einfach um Welten besser ist, als das Analogpad der PSP. So steuert sich Silent Hill: Origins auf dem Handheld stellenweise doch ziemlich hakelig, bleibt aber zumindest spielbar.
Zusammenfassend kann man zu den zwei Versionen sagen, wer die Wahl hat, und das Spiel nicht unbedingt auf dem Handheld braucht, der sollte auf jeden Fall zur PS2-Fassung greifen. Aufgrund der besseren Steuerung und überarbeiteter Kamera ist die Konsolenumsetzung um einiges nervenschonender als das portable Gegenstück, zudem verfügt die Portierung auch über die schönere Optik, dennoch erreicht die Grafik leider nicht das Niveau der drei PS2-Vorgänger. Fairerweise muss aber auch angemerkt werden, dass das Spiel seinerzeit vom Release weg dafür auch zum Budgetpreis von rund 30,- € für PS2 angeboten wurde.
Fazit:
Im Grunde merkt man „Silent Hill: Origins“ an, dass es sich dabei um ein Handheldspiel handelt. Es wirkt, im Vergleich zu den vier Vorgängern, in allen Belangen eine Nummer „kleiner“. Die Story ist etwas oberflächlicher und weniger intensiv als man es von den übrigen Spielen der Reihe gewohnt ist, auch gibt es vergleichsweise wenige Zwischensequenzen. Ein oder zwei ungewöhnlichere Locations, wie sie sonst meist gegen Ende auftraten, hätten sicher auch nicht geschadet, aber wahrscheinlich hängt das alles mit der technischen Limitierung der PSP zusammen. Vor allem das fehlende Antialiasing macht es auf der PSP oft schwer, kleinere Gegenstände wie Munition oder dünnere Stangen (die man als Waffe verwenden kann), zu erkennen. Man merkt einfach, dass die PSP dann doch nicht an eine PS2 heranreicht. Somit würde ich sagen, dass die Grafik irgendwo zwischen PSX und PS2 anzusiedeln, aber dennoch mehr als ausreichend, ist. Die PS2-Portierung ist zwar wegen den weiter oben genannten Punkten zu bevorzugen, allerdings entgeht einem auch nichts, wenn man „nur“ die PSP-Version spielt. Auch wenn das alles jetzt eher negativ klingt, zeigt sich „Silent Hill: Origins“ zwar weniger spektakulär als seine Vorgänger, dennoch aber grundsolide und für PSP-Verhältnisse mit guter Grafik. Die Musikuntermalung des Titels stammt übrigens wieder von Akira Yamaoka, auch wenn das Spiel nicht direkt bei Konami entstand (der etwas für Japan typische „Horror“ hat darunter leider ein klein wenig gelitten).
Mir als alter Silent Hill-Fan, hat das Spiel, trotz seiner Schwächen, gut gefallen. Liebhaber der Reihe werden es ohnehin spielen, weil es eben auch wieder ein Stück mehr im Puzzle um Silent Hill ist und die Story von SH1 und SH3 erweitert. Außerdem wird einem wie immer das gute alte SH-Gameplay geboten.
Meine Wertung: 7/10
Hier noch einige Screenshots der PSP-Version: