RetroPie
Verfasst: 11.06.2017, 17:12
Nachdem ich mir vorletztes Jahr einen Raspberry Pi 2 gekauft hatte, der momentan als Werbeblocker im Heimnetzwerk hängt (Pi-Hole), habe ich mir vor einer Woche schon einmal darüber nachgedacht, ob ich mir nicht einen Raspberry Pi 3 kaufen und dann RetroPie darauf installieren sollte. Was ich dann vergangenen Donnerstag gemacht habe. Hauptgrund für die Anschaffung war der, dass ich mittlerweile einen ziemlich betagten PC habe (wird dieses Jahr 10 Jahre alt), der zwar noch locker für die Emulation von SNES-, GB, GBA- und PSX-Spiele usw. reichen würde, aber irgendwie war ich mit dieser Lösung immer unzufrieden, da ich gerne ein separates Gerät für so etwas hätte. Daher eben der Gedanke, eine kleine Retro-Konsole im Stil des Mini NES selbst (mehr oder weniger... na ja eher weniger, da es alles schon fast fertig gibt *G*) zu basteln. Ein paar benötigte Komponenten hattte ich auch bereits.
Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen, daher mal eine Beschreibung, welche Teile ich gekauft habe und was sie ca. kosten:
Raspberry Pi 3 Modell B
Neben der größeren Leistung hat der Raspberry Pi 3 gegen über dem Raspberry Pi 2 auch den Vorteil, dass bereits W-LAN und Bluetooth integriert sind, gerade Letzteres ist äußerst nützlich für kabellose Gamepads!
Preis: zwischen ca. 35 und 40,- €
ICY BOX IB-RP101 Gehäuse für Raspberry Pi 2 & 3 Model B
(ACHTUNG!: Ein für RetroPie besser geeignetes Gehäuse wird im zweiten Post in diesem Thread genannt!)
Mir war es wichtig, dass ich ein vernünftiges Gehäuse für den Respberry Pie 3 habe, das auch die Chips ein wenig kühlt, da die Emulation den von Spielen die Hardware sicher etwas mehr fordert. Bei meiner Suche im Internet bin ich dann auf dieses Aluminium/Acryl-Gehäuse von Icy Box großten. Es besteht im Grunde aus drei Komponenten. Die Ober- und Unterschale sind aus Aluminium, während das Mittelteil aus Acryl besteht. Zudem werden noch zwei Passivkühler mitgeliefert, die auf die CPU und den USB/Ethernet-Chipsatz geklebt werden können. Das Ganze ist verschraubt und wirkt äußerst hochwertig sowie stabil. Bis jetzt ist das Gehäuse auch nur warm geworden, aber nicht heiß.
Preis: ca. 15,- €
ERGÄNZUNG: Offensichtlich ist dieses Gehäuse nicht geeignet, wenn man den Raspberry Pie mit Anwendungen laufen lassen will, die einiges an Rechenleistung fordern. Bereits bei der Emulation von SNES-Spielen überhitzt der Raspberry sehr schnell, was wohl am geschlossenen Gehäuse liegt! Daher würde ich eher dieses Gehäuse empfehlen:
Faburo Transparent Gehäuse für Raspberry Pi 3 und Pi 2 Model B Model B+ Mit 6 set Kühlkörper
(ACHTUNG!: Ein für RetroPie besser geeignetes Gehäuse wird im zweiten Post in diesem Thread genannt!)
Das Gehäuse ist zwar nur aus transparenten Plastik, hat aber einige Öffnungen und in Kombination mit den Passivkühlern, sollte sich hier die Hitze nicht so sehr anstauen wie im komplett geschlossenen Alu-Gehäuse von ICY BOX.
Preis: knapp 8,- €
Rydges EU 5V 3A Micro USB Stecker Netzteil DC Adapter Strom Kabel für Raspberry Pi 3 Model B / Raspberry Pi 2 Model B
Für meinen Raspberry Pi 2 habe ich damals das etwas kleinere Netzteil gekauft, das nur 2,5A liefert. Offiziell sollte das auch für den Raspberry Pi 3 ausreichend sein, aber ich habe Benutzermeldungen gelesen, die schilderten, dass der Raspberry Pi 3 mit RetroPie so richtig Stabil erst mit 3A läuft. Daher habe ich dieses Mal dieses Netzteil gekauft, außerdem schaden Leistungsreserven generell nicht.
Preis: zwischen ca. 10 und 12,- €
SanDisk Ultra Android microSDXC 64GB
Da ich mit SanDisk Ultra microSDs eigentlich immer zufrieden war, habe ich mir auch für den Raspberry Pi 3 wieder eine solche gekauft. 32 GB hätten vermutlich locker gereicht, aber sicherheitshalb eine mit 64 GB gekauft.
Preis: ca. 22,- €
Wentronic HDMI High Speed Kabel 4K, Ultra-HD, Full-HD, 3D, vergoldete Stecker 1,5 m
Natürlich muss der Raspberry Pi 3 noch irgendwas an einen TV oder Monitor angeschlossen werden. Daher habe ich noch ein günstiges und nicht zu langes HDMI-Kabel mitbestellt.
Preis: zwischen ca. 2,50 und 3,- €
Das wären eigentlich die wichtigsten Dinge die man braucht. Zusätzlich dazu hatte ich folgendes bereits:
8bitdo SFC30 Wireless Gamepad Bluetooth Controller
Bei dem SFC30 von 8bitdo handelt es sich um einen Nachbau des SNES-Controllers. Zwar habe ich ihn noch nicht ausgiebig genutzt, aber vom ersten Eindruck her entspricht er so ziemlich 1:1 dem Original was Verarbeitung, Material und Druckpunkte des Steuerkreuzes und der Buttons angeht. Der Controller kann entweder per USB oder Bluetooth mit den verschiedensten Geräten verbunden werden (der USB wird auch der Akku geladen). Seit dem neuen Firmware-Update (v4.0) kann er sogar als mit der Switch verwendet werden. Für den Raspberry Pie 3, der ein integriertes Bluetooth-Modul besitzt, und RetroPie, das über spezielle Optionen für die 8bitdo-Controller verfügt, ist der SFC30 natürlich ideal.
Preis: zwischen ca. 30,- und 33,- €
Retrode 2
Zwar kann man mit der Standardkonfiguration von RetroPie nicht direkt über die Retrode ROMs vom jeweiligen Originalmodul spielen, allerdings gehe ich davon aus, wenn man ein wenig in der Konfiguration herumspielt, wird das sicher irgendwie machbar sein. SNES-Titel könnten dann direkt vom Modul aus gespielt und der Speicherstand direkt ins Modul gesichert werden. Aber auch so, ist die Retrode 2 relativ nützlich, wenn man "legal" alte Spiele spielen möchte. So kann man seine Original-Module dumpen und anschließend direkt auf einen USB-Stick oder auf die microSD des Raspberry Pi 2 laden und die Titel so spielen.
Preis: ca. 65,- € (SNES- und MD-Module aus allen Regionen können ausgelesen werden, für andere System wie GB(C)/GBA, SMS oder N64 werden zusätzliche Adapter benötigt, die aktuell jeweils ca. 25,- € kosten)
Das wären erst einmal alle wichtigen Hardware-Komponenten.
Bevor ich zum Einrichten und Konfigurieren der Software komme, nur kurz eine Erklärung, um was es sich bei RetroPie überhaupt genau handelt. Das ganze basiert auf Debian, einer Linux-Distribution, und verwendet verschiedene Emulationsprojekte wie EmulationStation oder RetroArch. Alles verpackt in einem Image zu für die verschiedenen Raspberry-Pie-Versionen vorkonfiguriert. Wenn das Ganze einmal fertig und nach eigenen Wünschen eingerichtet und konfiguriert ist, ist es im fertigen Zustand eigentlich eine Art Multi-System-Konsole, die komplett mit dem Controller gesteuert werden kann. Für die erstmalige Konfiguration würde ich auch empfehlen, eine USB-Tastatur an den Raspberry Pie 3 anzuschließen, auch Linux-Kenntnisse wären von Vorteil, wenn auch nicht zwingend notwendig.
Folgende Dinge müssen als erstes vorbereitet werden:
Ist der Vorgang abgeschlossen kann man die microSD in den Raspberry Pie 3 einstecken und ihn einschalten bzw. den Netzstecker in die Steckdose stecken. Linux wird jetzt automatisch booten und RetroPie starten.
Controller (SFC30) mit RetroPie verbinden
Kurz darauf erscheint ein Bildschirm, der einen auffordert, einen Controller mit dem Raspberry zu verbinden und die Tasten zu konfigurieren. Hier hatte ich mit meinem SFC30 das erste Problem, da ich ihn gleich mit über Bluetooth verbinden wollte.
Folgendes habe ich gemacht. Erst einmal den Controller-Konfigurationsbildschirm mit F4 verlassen (wie weiter oben schon erwähnt, sollte man eine USB-Tastatur bei der anfänglichen Konfiguration angeschlossen haben), was dazu geführt hat, dass man auf dem Linux-Terminal landet. Um zu überprüfen, ob das Bluetooth-Modul des Raspberry Pie 3 überhaupt richtig funktioniert, habe ich folgende Anleitung befolgt:
http://www.retro-programming.de/retro-welt-2/hardware/raspberry-pi-als-emulator-retropie/retropie-controller-einrichten/retropie-bluetooth-controller/#rpi3
Hat man sichergestellt, dass das Bluetooth-Modul richtig funktioniert, muss man etwas Konfigurationsarbeit leisten. Außerdem sollte sichergestellt werden, dass der Akku des SFC30 geladen ist. Bei einem fast leeren Akku kann es nämlich vorkommen, dass er sich generell nicht verbinden lässt bzw. nicht gefunden werden kann (um den SFC30 in den Modus zu versetzen, dass er vom Raspberry Pie 3 gefunden werden kann, muss Start + R gedrückt gehalten werden, bis das blaue Licht anfängt zu blinken). Um den Controller an RetroPie zu registrieren, habe ich folgende Anleitung befolgt: https://github.com/RetroPie/RetroPie-Se ... Controller
Zusätzlicher Hinweis: Eine Anleitung um mehrere Controller für Multiplayer zu verbinden, gibt es auch noch unter folgender eine kompliziertere Anleitung, die ich allerdings noch nicht ausprobiert habe (aber fürs erste reicht auch erst einmal ein Controller zum fertigen Einrichten): http://www.retro-programming.de/retro-w ... inrichten/
WLAN einrichten
Wenn man schon mal im Terminal unterwegs ist, kann man sich auch gleich die WLAN-Verbindung einrichten. Ich habe dazu folgende Anleitung verwendet (die Methode "Connecting to Wifi Without a Keyboard")... zumindest das die dort beschriebene "wifikeyfile.txt" kann man sich schon mal fertig anlegen: https://github.com/RetroPie/RetroPie-Setup/wiki/Wifi
RetroPie konfigurieren
Wenn das alles erledigt ist, kann man für die restliche Einrichtung von RetroPie folgende Anleitung verwenden (ab dem Punkt "Setzt jetzt die SD-Karte in den Raspberry Pi ein."): http://www.retro-programming.de/retro-w ... inrichten/
ROMs von USB-Stick anstatt microSD
Wenn man damit fertig ist, kann man noch dafür sorgen, dass die ROMs nicht mehr von der microSD, sondern von einem USB-Stick geladen werden. Dazu gibt es hier eine Anleitung (Abschnitt "Automatic Mount (Easiest Method)"): https://github.com/RetroPie/RetroPie-Se ... -USB-drive
Allerdings hatte ich hier etwas Probleme. Am Anfang wollte ich einen 64 GB großen Mini-USB-Stick verwenden. Diesen konnte ich nur mit exFAT formatieren. Da dieser aber extrem heiß wurde (weil RetroPie offenbar ständig darauf zugreift), habe ich einen normalen 32 GB USB-Stick mit FAT32 formatiert und mit diesem hat alles plötzlich geklappt. Wahrscheinlich muss man für exFAT noch extra Konfigurationen vornehmen. Da ich meinen 64 GB USB-Stick aber ohnehin nicht wegen der Überhitzung verwenden kann, habe ich in die Richtung nicht weiter gesucht.
Was in keiner der Anleitungen steht, ist, dass offenbar standardmäßig Overscan-Ausgleich aktiviert ist. Sprich, bei normalen Displays, die kein Overscan haben, ist generell ein schwarzer Rahmen um das Bild. Das kann man in RetroPie bei der Raspberry-Konfiguration, beim entsprechenden Menüpunkt, deaktivieren.
Das ist jetzt der Stand, bei dem ich momentan bin. RetroPie ist soweit eingerichtet, dass ich nur den Raspberry Pie 3 einschalten muss, RetroPie startet, ich den Controller mittels Start + R anmelden kann und loszocken könnte. Allerdings will ich mich ein wenig mit der Konfiguration beschäftigen. SNES-Spiele nutzen z.B. noch nicht die volle Höhe des Bildschirms (es liegt ein schwarzer Rand um das Bild, also auch oben und unten Abstand zum Rand), vielleicht bekommt man das noch etwas weg, wobei es nicht wirklich stört (selbst manche Virtual-Console-Titel haben einen schwarzen Rand um das Bild). Außerdem kann man auch Shader verwenden und Bildfilter aktivieren, da will ich auch noch herausfinden, wie das geht.
Bin bisher schon sehr angetan von dem Ganzen und auch wenn die anfängliche Konfiguration ein wenig kompliziert erscheint, was sie gar nicht mal unbedingt ist, wenn man den Anleitungen folgt, ist der spätere Umgang ziemlich simpel und die Menüsteuerung erfolgt nur noch rein über den Controller. Wenn man bedenkt, beim Mini NES wird ja auch nichts anders gemacht, als die ROMs in einem Emulator laufen zu lassen, nur dass man mit RetroPie noch mehr Möglichkeiten und verschiedene Konsolen-Systeme hat.
Neue Erkenntnisse werde ich dann hier rein posten und vielleicht kann mich ja der eine oder andere im Forum auch noch Tipps geben, der ebenfalls RetroPie auf einem Raspberry eingerichtet hat.
//Edit:
Eine gute Anleitung, wie man Shader aktiviert und andere Einstellungen vornimmt, habe ich hier gefunden:
http://www.giga.de/zubehoer/raspberry-p ... ts/page/4/
//Edit2:
Vorhin etwas Seiken Densetsu 3 auf RetroPie laufen lassen und auch Shader aktiviert. Rechts oben in der Ecke des Bildes ist allerdings plötzlich ein rotes Thermometer erschienen, dass darauf hindeutet, dass der Raspberry Pie überhitzt. Auch die Emulation fing dann langsam an nicht mehr so gut zu laufen (Soundstotterer z.B.). Ich bin jetzt am Überlegen, ob ich evtl. das Gehäuse des Raspberry Pie 3 mit dem meines Raspberry Pie 2 austausche. Letzterer hat zwar nur ein günstiges transparentes Plastikgehäuse, das dafür an einigen Stellen offen ist. Die Passivkühler würde ich beim Raspberry Pie 3 auf jeden Fall drauf lassen. Da mein Rapsberry Pie 2, wie eingangs schon erwähnt, nur zum Filtern von Werbung benutzt wird, sollte da eigentlich auch nicht so viel Wärme aufbauen, auch nicht in einem geschlossenen Gehäuse.
//Edit3:
Eben den Raspberry Pi 3 in das Gehäuse meines alten Raspberry Pi 2 gebaut. Das Überhitzungsproblem scheint zwar nicht mehr ganz akut zu sein, aber kommt nach einer Weile trotzdem wieder. Nach ein wenig rumgooglen bin ich auch auf das Problem gestoßen. Das Bild wird in 1080p gerendert und wenn man Shader hinzuschaltet, wird die Hitzeentwicklung zu hoch. Würde ich Shader deaktivieren, wäre alles ok. Bin jetzt noch ein wenig am rumprobieren mit den Einstellungen, ob ich evtl. doch die Shader noch verwenden kann ohne Überhitzung. Das Problem ist nämlich, wenn ich die Auflösung runterdrehe wird der Shader auch runterskalliert und bei dem den ich benutze (CRT-Shader) entstehen dann unschöne streifen. Aber wie gesagt, ich spiele noch ein wenig mit den Einstellungen herum. Relativ viele Leute im Internet scheinen das selbe Problem zu haben.
//Edit4:
Das Überhitzungsproblem liegt definitiv am Verwenden des Shaders, der offenbar zu viel Leistung beansprucht. Ggf. liegt es auch teilweise an der aktuellen Wetterlage (26°C), dass sich der Raspi so aufheizt. Mir ist auch aufgefallen, dass er sich so am Limit bewegt. Manchmal flackert das Überhitzungssymbol und wenn ich das Einstellungsmenü der jeweiligen Emulatoren aufrufen (das Spiel pausiert dann im Hintergrund), ist das Symbol auch gleich wieder verschwunden. Vielleicht lasse ich es mal darauf ankommen und spiele etwas länger um zu testen was dann passiert. Der Raspberry Pie 3 soll sich wohl bei Überhitzung selbst von 1.2 GHz auf 800 MHz heruntertakte. Von daher gehe ich mal aus, dass an der Hardware nichts kaputt geht, sondern höchstens die Performance der Emulation runtergeht. Mit deaktivierten Shader ist das Überhitzungsproblem übrigens verschwunden.
Hier mal drei Bilder, bei denen ich den Raspberry Pie 3 an einen 48" UHD-TV angeschlossen habe (nicht meiner ), das Bild wird in FullHD gerendert. Aufgrund der Größe der Bilder nur verlinkt. Bei den ersten beiden ist der CRT-Shader aktiviert, beim dritten nur der normale bilineare Filter, der das Bild etwas unscharf erscheinen lässt, damit es nicht so pixelig aussieht (kennt man ja von diversen Emulatoren):
RetroPie spielt hier Seiken Densetsu 3 ab, selbst gedumpt mittels meiner Retrode von meinem Original-Modul zum Eigengebrauch... beim zweiten Foto sieht man das Spiel auch unterm TV liegen und rechts in der oberen Ecke des Bildschirms das Überhitzungssymbol:
Mit CRT-Shader 1
Mit CRT-Shader 2
Ohne CRT-Shader / Mit bilinearen Filter
Wenn das Überhitzungsproblem nicht wäre, wäre ich mit dem ganzen mehr als zufrieden. Die getesteten SNES-Spiele laufen flüssig, es gibt keine Sound-Aussetzer oder ähnliches und mit dem über Bluetooth verbundenen SFC30-Controller lassen sie sich super steuern.
Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen, daher mal eine Beschreibung, welche Teile ich gekauft habe und was sie ca. kosten:
Raspberry Pi 3 Modell B
Neben der größeren Leistung hat der Raspberry Pi 3 gegen über dem Raspberry Pi 2 auch den Vorteil, dass bereits W-LAN und Bluetooth integriert sind, gerade Letzteres ist äußerst nützlich für kabellose Gamepads!
Preis: zwischen ca. 35 und 40,- €
ICY BOX IB-RP101 Gehäuse für Raspberry Pi 2 & 3 Model B
(ACHTUNG!: Ein für RetroPie besser geeignetes Gehäuse wird im zweiten Post in diesem Thread genannt!)
Mir war es wichtig, dass ich ein vernünftiges Gehäuse für den Respberry Pie 3 habe, das auch die Chips ein wenig kühlt, da die Emulation den von Spielen die Hardware sicher etwas mehr fordert. Bei meiner Suche im Internet bin ich dann auf dieses Aluminium/Acryl-Gehäuse von Icy Box großten. Es besteht im Grunde aus drei Komponenten. Die Ober- und Unterschale sind aus Aluminium, während das Mittelteil aus Acryl besteht. Zudem werden noch zwei Passivkühler mitgeliefert, die auf die CPU und den USB/Ethernet-Chipsatz geklebt werden können. Das Ganze ist verschraubt und wirkt äußerst hochwertig sowie stabil. Bis jetzt ist das Gehäuse auch nur warm geworden, aber nicht heiß.
Preis: ca. 15,- €
ERGÄNZUNG: Offensichtlich ist dieses Gehäuse nicht geeignet, wenn man den Raspberry Pie mit Anwendungen laufen lassen will, die einiges an Rechenleistung fordern. Bereits bei der Emulation von SNES-Spielen überhitzt der Raspberry sehr schnell, was wohl am geschlossenen Gehäuse liegt! Daher würde ich eher dieses Gehäuse empfehlen:
Faburo Transparent Gehäuse für Raspberry Pi 3 und Pi 2 Model B Model B+ Mit 6 set Kühlkörper
(ACHTUNG!: Ein für RetroPie besser geeignetes Gehäuse wird im zweiten Post in diesem Thread genannt!)
Das Gehäuse ist zwar nur aus transparenten Plastik, hat aber einige Öffnungen und in Kombination mit den Passivkühlern, sollte sich hier die Hitze nicht so sehr anstauen wie im komplett geschlossenen Alu-Gehäuse von ICY BOX.
Preis: knapp 8,- €
Rydges EU 5V 3A Micro USB Stecker Netzteil DC Adapter Strom Kabel für Raspberry Pi 3 Model B / Raspberry Pi 2 Model B
Für meinen Raspberry Pi 2 habe ich damals das etwas kleinere Netzteil gekauft, das nur 2,5A liefert. Offiziell sollte das auch für den Raspberry Pi 3 ausreichend sein, aber ich habe Benutzermeldungen gelesen, die schilderten, dass der Raspberry Pi 3 mit RetroPie so richtig Stabil erst mit 3A läuft. Daher habe ich dieses Mal dieses Netzteil gekauft, außerdem schaden Leistungsreserven generell nicht.
Preis: zwischen ca. 10 und 12,- €
SanDisk Ultra Android microSDXC 64GB
Da ich mit SanDisk Ultra microSDs eigentlich immer zufrieden war, habe ich mir auch für den Raspberry Pi 3 wieder eine solche gekauft. 32 GB hätten vermutlich locker gereicht, aber sicherheitshalb eine mit 64 GB gekauft.
Preis: ca. 22,- €
Wentronic HDMI High Speed Kabel 4K, Ultra-HD, Full-HD, 3D, vergoldete Stecker 1,5 m
Natürlich muss der Raspberry Pi 3 noch irgendwas an einen TV oder Monitor angeschlossen werden. Daher habe ich noch ein günstiges und nicht zu langes HDMI-Kabel mitbestellt.
Preis: zwischen ca. 2,50 und 3,- €
Das wären eigentlich die wichtigsten Dinge die man braucht. Zusätzlich dazu hatte ich folgendes bereits:
8bitdo SFC30 Wireless Gamepad Bluetooth Controller
Bei dem SFC30 von 8bitdo handelt es sich um einen Nachbau des SNES-Controllers. Zwar habe ich ihn noch nicht ausgiebig genutzt, aber vom ersten Eindruck her entspricht er so ziemlich 1:1 dem Original was Verarbeitung, Material und Druckpunkte des Steuerkreuzes und der Buttons angeht. Der Controller kann entweder per USB oder Bluetooth mit den verschiedensten Geräten verbunden werden (der USB wird auch der Akku geladen). Seit dem neuen Firmware-Update (v4.0) kann er sogar als mit der Switch verwendet werden. Für den Raspberry Pie 3, der ein integriertes Bluetooth-Modul besitzt, und RetroPie, das über spezielle Optionen für die 8bitdo-Controller verfügt, ist der SFC30 natürlich ideal.
Preis: zwischen ca. 30,- und 33,- €
Retrode 2
Zwar kann man mit der Standardkonfiguration von RetroPie nicht direkt über die Retrode ROMs vom jeweiligen Originalmodul spielen, allerdings gehe ich davon aus, wenn man ein wenig in der Konfiguration herumspielt, wird das sicher irgendwie machbar sein. SNES-Titel könnten dann direkt vom Modul aus gespielt und der Speicherstand direkt ins Modul gesichert werden. Aber auch so, ist die Retrode 2 relativ nützlich, wenn man "legal" alte Spiele spielen möchte. So kann man seine Original-Module dumpen und anschließend direkt auf einen USB-Stick oder auf die microSD des Raspberry Pi 2 laden und die Titel so spielen.
Preis: ca. 65,- € (SNES- und MD-Module aus allen Regionen können ausgelesen werden, für andere System wie GB(C)/GBA, SMS oder N64 werden zusätzliche Adapter benötigt, die aktuell jeweils ca. 25,- € kosten)
Das wären erst einmal alle wichtigen Hardware-Komponenten.
Bevor ich zum Einrichten und Konfigurieren der Software komme, nur kurz eine Erklärung, um was es sich bei RetroPie überhaupt genau handelt. Das ganze basiert auf Debian, einer Linux-Distribution, und verwendet verschiedene Emulationsprojekte wie EmulationStation oder RetroArch. Alles verpackt in einem Image zu für die verschiedenen Raspberry-Pie-Versionen vorkonfiguriert. Wenn das Ganze einmal fertig und nach eigenen Wünschen eingerichtet und konfiguriert ist, ist es im fertigen Zustand eigentlich eine Art Multi-System-Konsole, die komplett mit dem Controller gesteuert werden kann. Für die erstmalige Konfiguration würde ich auch empfehlen, eine USB-Tastatur an den Raspberry Pie 3 anzuschließen, auch Linux-Kenntnisse wären von Vorteil, wenn auch nicht zwingend notwendig.
Folgende Dinge müssen als erstes vorbereitet werden:
- Ein aktuelles Image von RetroPie herunterladen. Dieses findet man auf Retro-Pie-Homepage: https://retropie.org.uk/download/. Es werden zwei verschiedene Images angeboten. Das Eine für den Raspberry Pie Zero & 1 und eines für den Raspberry Pie 2 & 3. Letzteres ist im hier beschriebenen Fall das Richtige. Nach dem Herunterladen muss die Datei entpackt werden. Am Ende erhält man das Image (*.img).
- Als nächstes braucht man noch ein Programm, dass die Image-Datei von RetroPie auf die microSD "brennt". Ich habe hier Etcher verwendet, dass neben Windows (als Install- und Portable-Version) auch für MacOS und Linux verfübar ist. Man findet es unter folgender URL: https://etcher.io
- Etcher ist eigentlich ziemlich selbsterklärend. Nach dem Start wählt man die Image-Datei von RetroPie aus, anschließend sollte die microSD-Card (sofern sie am PC z.B. über einen Card-Reader oder Adapter erkannt wird) automatisch ausgewählt sein. Abschließend startet man dann den Vorgang, der etwa Zeit in Anspruch nimmt.
Ist der Vorgang abgeschlossen kann man die microSD in den Raspberry Pie 3 einstecken und ihn einschalten bzw. den Netzstecker in die Steckdose stecken. Linux wird jetzt automatisch booten und RetroPie starten.
Controller (SFC30) mit RetroPie verbinden
Kurz darauf erscheint ein Bildschirm, der einen auffordert, einen Controller mit dem Raspberry zu verbinden und die Tasten zu konfigurieren. Hier hatte ich mit meinem SFC30 das erste Problem, da ich ihn gleich mit über Bluetooth verbinden wollte.
Folgendes habe ich gemacht. Erst einmal den Controller-Konfigurationsbildschirm mit F4 verlassen (wie weiter oben schon erwähnt, sollte man eine USB-Tastatur bei der anfänglichen Konfiguration angeschlossen haben), was dazu geführt hat, dass man auf dem Linux-Terminal landet. Um zu überprüfen, ob das Bluetooth-Modul des Raspberry Pie 3 überhaupt richtig funktioniert, habe ich folgende Anleitung befolgt:
http://www.retro-programming.de/retro-welt-2/hardware/raspberry-pi-als-emulator-retropie/retropie-controller-einrichten/retropie-bluetooth-controller/#rpi3
Hat man sichergestellt, dass das Bluetooth-Modul richtig funktioniert, muss man etwas Konfigurationsarbeit leisten. Außerdem sollte sichergestellt werden, dass der Akku des SFC30 geladen ist. Bei einem fast leeren Akku kann es nämlich vorkommen, dass er sich generell nicht verbinden lässt bzw. nicht gefunden werden kann (um den SFC30 in den Modus zu versetzen, dass er vom Raspberry Pie 3 gefunden werden kann, muss Start + R gedrückt gehalten werden, bis das blaue Licht anfängt zu blinken). Um den Controller an RetroPie zu registrieren, habe ich folgende Anleitung befolgt: https://github.com/RetroPie/RetroPie-Se ... Controller
Zusätzlicher Hinweis: Eine Anleitung um mehrere Controller für Multiplayer zu verbinden, gibt es auch noch unter folgender eine kompliziertere Anleitung, die ich allerdings noch nicht ausprobiert habe (aber fürs erste reicht auch erst einmal ein Controller zum fertigen Einrichten): http://www.retro-programming.de/retro-w ... inrichten/
WLAN einrichten
Wenn man schon mal im Terminal unterwegs ist, kann man sich auch gleich die WLAN-Verbindung einrichten. Ich habe dazu folgende Anleitung verwendet (die Methode "Connecting to Wifi Without a Keyboard")... zumindest das die dort beschriebene "wifikeyfile.txt" kann man sich schon mal fertig anlegen: https://github.com/RetroPie/RetroPie-Setup/wiki/Wifi
RetroPie konfigurieren
Wenn das alles erledigt ist, kann man für die restliche Einrichtung von RetroPie folgende Anleitung verwenden (ab dem Punkt "Setzt jetzt die SD-Karte in den Raspberry Pi ein."): http://www.retro-programming.de/retro-w ... inrichten/
ROMs von USB-Stick anstatt microSD
Wenn man damit fertig ist, kann man noch dafür sorgen, dass die ROMs nicht mehr von der microSD, sondern von einem USB-Stick geladen werden. Dazu gibt es hier eine Anleitung (Abschnitt "Automatic Mount (Easiest Method)"): https://github.com/RetroPie/RetroPie-Se ... -USB-drive
Allerdings hatte ich hier etwas Probleme. Am Anfang wollte ich einen 64 GB großen Mini-USB-Stick verwenden. Diesen konnte ich nur mit exFAT formatieren. Da dieser aber extrem heiß wurde (weil RetroPie offenbar ständig darauf zugreift), habe ich einen normalen 32 GB USB-Stick mit FAT32 formatiert und mit diesem hat alles plötzlich geklappt. Wahrscheinlich muss man für exFAT noch extra Konfigurationen vornehmen. Da ich meinen 64 GB USB-Stick aber ohnehin nicht wegen der Überhitzung verwenden kann, habe ich in die Richtung nicht weiter gesucht.
Was in keiner der Anleitungen steht, ist, dass offenbar standardmäßig Overscan-Ausgleich aktiviert ist. Sprich, bei normalen Displays, die kein Overscan haben, ist generell ein schwarzer Rahmen um das Bild. Das kann man in RetroPie bei der Raspberry-Konfiguration, beim entsprechenden Menüpunkt, deaktivieren.
Das ist jetzt der Stand, bei dem ich momentan bin. RetroPie ist soweit eingerichtet, dass ich nur den Raspberry Pie 3 einschalten muss, RetroPie startet, ich den Controller mittels Start + R anmelden kann und loszocken könnte. Allerdings will ich mich ein wenig mit der Konfiguration beschäftigen. SNES-Spiele nutzen z.B. noch nicht die volle Höhe des Bildschirms (es liegt ein schwarzer Rand um das Bild, also auch oben und unten Abstand zum Rand), vielleicht bekommt man das noch etwas weg, wobei es nicht wirklich stört (selbst manche Virtual-Console-Titel haben einen schwarzen Rand um das Bild). Außerdem kann man auch Shader verwenden und Bildfilter aktivieren, da will ich auch noch herausfinden, wie das geht.
Bin bisher schon sehr angetan von dem Ganzen und auch wenn die anfängliche Konfiguration ein wenig kompliziert erscheint, was sie gar nicht mal unbedingt ist, wenn man den Anleitungen folgt, ist der spätere Umgang ziemlich simpel und die Menüsteuerung erfolgt nur noch rein über den Controller. Wenn man bedenkt, beim Mini NES wird ja auch nichts anders gemacht, als die ROMs in einem Emulator laufen zu lassen, nur dass man mit RetroPie noch mehr Möglichkeiten und verschiedene Konsolen-Systeme hat.
Neue Erkenntnisse werde ich dann hier rein posten und vielleicht kann mich ja der eine oder andere im Forum auch noch Tipps geben, der ebenfalls RetroPie auf einem Raspberry eingerichtet hat.
//Edit:
Eine gute Anleitung, wie man Shader aktiviert und andere Einstellungen vornimmt, habe ich hier gefunden:
http://www.giga.de/zubehoer/raspberry-p ... ts/page/4/
//Edit2:
Vorhin etwas Seiken Densetsu 3 auf RetroPie laufen lassen und auch Shader aktiviert. Rechts oben in der Ecke des Bildes ist allerdings plötzlich ein rotes Thermometer erschienen, dass darauf hindeutet, dass der Raspberry Pie überhitzt. Auch die Emulation fing dann langsam an nicht mehr so gut zu laufen (Soundstotterer z.B.). Ich bin jetzt am Überlegen, ob ich evtl. das Gehäuse des Raspberry Pie 3 mit dem meines Raspberry Pie 2 austausche. Letzterer hat zwar nur ein günstiges transparentes Plastikgehäuse, das dafür an einigen Stellen offen ist. Die Passivkühler würde ich beim Raspberry Pie 3 auf jeden Fall drauf lassen. Da mein Rapsberry Pie 2, wie eingangs schon erwähnt, nur zum Filtern von Werbung benutzt wird, sollte da eigentlich auch nicht so viel Wärme aufbauen, auch nicht in einem geschlossenen Gehäuse.
//Edit3:
Eben den Raspberry Pi 3 in das Gehäuse meines alten Raspberry Pi 2 gebaut. Das Überhitzungsproblem scheint zwar nicht mehr ganz akut zu sein, aber kommt nach einer Weile trotzdem wieder. Nach ein wenig rumgooglen bin ich auch auf das Problem gestoßen. Das Bild wird in 1080p gerendert und wenn man Shader hinzuschaltet, wird die Hitzeentwicklung zu hoch. Würde ich Shader deaktivieren, wäre alles ok. Bin jetzt noch ein wenig am rumprobieren mit den Einstellungen, ob ich evtl. doch die Shader noch verwenden kann ohne Überhitzung. Das Problem ist nämlich, wenn ich die Auflösung runterdrehe wird der Shader auch runterskalliert und bei dem den ich benutze (CRT-Shader) entstehen dann unschöne streifen. Aber wie gesagt, ich spiele noch ein wenig mit den Einstellungen herum. Relativ viele Leute im Internet scheinen das selbe Problem zu haben.
//Edit4:
Das Überhitzungsproblem liegt definitiv am Verwenden des Shaders, der offenbar zu viel Leistung beansprucht. Ggf. liegt es auch teilweise an der aktuellen Wetterlage (26°C), dass sich der Raspi so aufheizt. Mir ist auch aufgefallen, dass er sich so am Limit bewegt. Manchmal flackert das Überhitzungssymbol und wenn ich das Einstellungsmenü der jeweiligen Emulatoren aufrufen (das Spiel pausiert dann im Hintergrund), ist das Symbol auch gleich wieder verschwunden. Vielleicht lasse ich es mal darauf ankommen und spiele etwas länger um zu testen was dann passiert. Der Raspberry Pie 3 soll sich wohl bei Überhitzung selbst von 1.2 GHz auf 800 MHz heruntertakte. Von daher gehe ich mal aus, dass an der Hardware nichts kaputt geht, sondern höchstens die Performance der Emulation runtergeht. Mit deaktivierten Shader ist das Überhitzungsproblem übrigens verschwunden.
Hier mal drei Bilder, bei denen ich den Raspberry Pie 3 an einen 48" UHD-TV angeschlossen habe (nicht meiner ), das Bild wird in FullHD gerendert. Aufgrund der Größe der Bilder nur verlinkt. Bei den ersten beiden ist der CRT-Shader aktiviert, beim dritten nur der normale bilineare Filter, der das Bild etwas unscharf erscheinen lässt, damit es nicht so pixelig aussieht (kennt man ja von diversen Emulatoren):
RetroPie spielt hier Seiken Densetsu 3 ab, selbst gedumpt mittels meiner Retrode von meinem Original-Modul zum Eigengebrauch... beim zweiten Foto sieht man das Spiel auch unterm TV liegen und rechts in der oberen Ecke des Bildschirms das Überhitzungssymbol:
Mit CRT-Shader 1
Mit CRT-Shader 2
Ohne CRT-Shader / Mit bilinearen Filter
Wenn das Überhitzungsproblem nicht wäre, wäre ich mit dem ganzen mehr als zufrieden. Die getesteten SNES-Spiele laufen flüssig, es gibt keine Sound-Aussetzer oder ähnliches und mit dem über Bluetooth verbundenen SFC30-Controller lassen sie sich super steuern.