Das Spiel beginnt im Jahr 2049 in einer zerstörten und vom Schnee überzogenen Großstadt, die evtl. Tokyo oder New York darstellen könnte. Nier und seine Tochter, die an irgendeiner Krankheit leidet, haben sich in einen ehemaligen Geschäft versteckt. Nach ein paar Kämpfen, mit seltsamen Schattenwesen, die übrigens den überwiegenden Teil der Gegnerscharr darstellen, gibt es einen Zeitsprung von 1.300 Jahren. Seltsamerweise landet man im Haus von Nier, der dort zusammen mit seiner Tochter lebt, die seit kurzer Zeit ebenfalls an einer Krankheit leidet. Was es mit der Anfangsequenz im Jahre 2049 auf sich hat bleibt erst mal ein Geheimnis. Die Welt 1.300 Jahre in der Zukunft ist wieder mittelalterlich angehaucht, doch überall sind Ruinen aus der alten Zeit zu finden. Was damals allerdings geschah wissen die Menschen nicht mehr, es gibt nur ein paar alte Überlieferungen.
Bei Nier handelt es sich um ein Action-RPG, dessen Story durch Quests vorangetrieben wird. Die ersten Aufgaben erhält man in der Bibliothek in dem Dorf, in dem das Spiel startet. Im weiteren Verlauf können auch kleine Missionen von Dorfmitgliedern angenommen werden, welche dann so Dinge wie "Beschaffe Gegenstand X und bring es mir", "Liefere Gegenstand Y aus", "Besiege Monster Z und bringe mir eine etwas davon als Beweis". Hört sich jetzt vielleicht etwas langweilig an, aber so schlimm fand ich es bisher gar nicht mal. Es liegt wohl auch daran, dass Nier ansich recht schnell rennen kann und so größere Distanzen zügig zurückgelegt werden können. Wobei man auch sagen muss, dass das alles Nebenquests sind, das Hauptquest hingegen setzt die Story fort (die Questziele bzw. die Orte wo man als nächstes hin muss, sind praktischerweise mit einem roten "X" auf der Karte markiert), in der Nier ein Heilmittel für die Krankheit seiner Tochter sucht, und führt zu neue Locations und "Dungeons". Im Menü findet man dann auch eine Auflistung von Quests, wo angegeben wird, welche man aktuell noch offen hat, welche bereits abgeschlossen wurden und welche nicht lösbar sind, wobei ich Letzteres bis jetzt noch nicht hatte.
Das Kampfmenü ist bisher recht einfach gehaltet. Eine Taste für Zuschlagen, eine Taste für Blocken und eine Taste für Ausweichen. Im ersten Dungeon findet man dann auch gleich ein fliegendes Buch (das man übrigens im Anfangsszenario im Jahr 2049 auch hat), welches es ermöglicht Zaubersprüche bzw. Zauberangriffe auszuführen und das Inventarmenü etwas erweitert. Im Zusammenhang mit den Zaubersprüchen tritt auch schon die erste Besonderheit von Nier auf... manche Gegner, vor allem beim einem der ersten großen Bossfights die ich hatte, kommt es vor, dass richtige "Bullet-Spray"-Qualitäten, wie man sie von Shoot 'em Ups kennt, aufkommen, weil man mit einer Flut an fliegenden Kuglen attakiert wird. Im Gegenzug dazu kann man dann Shooter-like via Magie zurückfeuern. Wobei es hier zwei Möglichkeiten gibt. Einen Angriff mit den man mit gedrückter Taste wie aus einem Maschinengewehr Energiekugeln auf den Gegnern feuer kann und einen gezielten stärkeren Magieangriff bei dem man zuvor mit einem Fadenkreuz vor dem Feuern zielen muss. Es gibt aber verschiedene Magieangriffe die man mit der Zeit bekommt und mit denen man sich dann ausrüsten kann.
Ansonsten gibt es wie üblich Items mit denen man sich heilen kann usw. Rüstungen oder Ähnliches scheinen allerdings nicht zu existieren, lediglich neue Waffen können gefunden werden. RPG-üblich levelt man durch Kämpfe auf und der Hauptcharakter wird stärker, das alles passiert aber automatisch und man muss keine Erfahrungspunkte auf irgendwelche Attribut verteilen.
Was die Grafik betrifft, so ist sie wirklich etwas trist und einfacher gehalten. Allerdings gibt es eine tolle Weitsicht und Gegner sind schon aus großer Distanz zu erkennen. Das komplette Spielgeschehen läuft zudem auch absolut sauber und flüssig ohne Slowdowns oder Ruckler über den Bildschirm. Die Lichteffekte haben mir bislang auch recht gut gefallen, vor allem Zaubersprüche sehen ganz nett aus und wenn man z.B. im Schatten von irgendwelchen Felswände wie in Schluchten usw. rumläuft, wird das Bild merklich dunkler als in freien gebieten. Gab es meiner Meinung nach, so bisher auch eher selten. Ansonsten scheint die Grafikengine von Nier auch recht flexibel zu sein. Neben der hohen Weitsicht wird in Dungeons auch des Öfteren die Perspektive gändert. So musste ich bisher mit einer "Top-Down-Ansicht", ähnlich wie bei den alten Zeldas wo Raum für Raum übergeblendet wird (nicht zu verwechseln mit der isometrischen Ansicht á la Diablo die ebenfalls im Spiel vorkommen soll), spielen und mit einer Seitenansicht, in der sich Nier Jump 'n' Run-like steuern lässt. Evtl. wurde diese Flexibilität auf kosten der optischen Qualität "erkauft", da das Geschehen, wie schon erwähnt, absolut flüssig über den Bildschirm huscht. Abgesehen davon, sind aber die bisherigen Bosskämpfe alle trotzdem recht hübsch in Szene gesetzt worden. Auf der anderen Seite ist die Grafik so gestaltet, dass man das triste Design fast schon als Stilmittel ansehen kann.
Die Musikuntermalung hingegen definitiv überdurchschnittlich geraten. So wird in vielen Stücken auch gesungen und die Lieder haben mir bisher auch immer gut gefallen. In einen Teil der bisher erschienenen Reviews wurde erwähnt, dass einige Songs nicht immer zur Situation passend wären, wohingegen die andere Hälfte der Testbreichte paradoxerweise der Meinung ist, dass die gesamte Musik perfekt passen würde. Ich für meinen Teil kann zumindest sagen, dass ich bisher nichts als unpassend empfunden hätte, wobei ich mir aber vorstellen könnte, dass mich die Musik, die bisher in den Dungeons abgespielt wurde, evtl. mit der Zeit etwas nerven könnte (Männerchor).
Mein Lieblingsmusikstück ist bis jetzt übrigens "Hills of Radiant Winds", das bisher immer dann gespielt wird, wenn man das Dorf Richtung Norden verlässt und eine weite Ebene erreicht in der ein paar Ruinen stehen und wo neben einiger Gegner auch Ziegen weiden. Hier mal eine Kostprobe von dem Lied:
Die Bibliothek in der, zumindest soweit ich in den ersten drei Stunden gespielt habe, die Hauptstory vorangetrieben wird.
Bei kleineren Räumen oder Behausungen schwenkt die Kamera in eine seitliche "Puppenhausansicht".
Am Fuß von Felsen oder in Schluchten wird es sichtbar schattiger.
Zum Eingang dieses Gebäude, in dem sich das erste Dungeon befinden, gelangt man über eine Schluchtpassage die sich zu der Hängebrücke schlängelt.
Kaum hat man die Hängebrücke betreten zoomt die Kamere extrem weit zurück (bei genaueren Hinsehen erkennt man den vom Spieler weiterhin gesteuerten Nier auf der Brücke).
Dieser kurze Abschnitt, der sich im ersten Dungeon befindet, wird komplett aus der Seitenperspektive gespielt.
Bis jetzt kann ich sagen, dass mir das Spiel auf jeden Fall gefällt, wenngleich ich mir auch vorstellen kann, dass es nicht jedermanns Sache ist. Dennoch kann ich bis jetzt nicht verstehen, wie man dem Spiel eine 50er oder 60er Wertung geben kann, zumindest wenn man es objektiv bewertet. Kann natürlich auch sein, dass es im weiteren Spielverlauf etwas abbaut... aber das bleibt erst mal abzuwarten. Fakt ist auf jeden Fall, dass Nier eine ganz eigene Atmosphäre ausstrahlt, was neben dem Sound auch zum großen Teil der Grafik zu verdanken ist. Obwohl ich ICO und Shadow of the Colossus damals nur kurz angespielt hatte, zeigt Nier meiner Meinung nach, ein ähnlich kühles Setting, das zur Grundthematik, einer sterbenden Welt (zumindest klang es schon kurz mal an, dass es der Menschheit nicht gut geht), sehr gut passt. Btw. ich kann nicht verstehen, wieso einige Leute rumheulen, dass im Westen nur die "NIER Gestalt" für Xbox360 und PS3 erschienen ist, während in Japan "NIER Gestalt" Xbox360 only ist und die PS3 dort mit "NieR Replicant" eine "japanisierte"-Version bekommen hat, in der neben dem eher typisch jap. Charakterdesign, Nier deutlich jünger ist und nicht nach einen Heilmittel für seine Tochter, sondern für seine Schwester sucht. Soweit ich das verstanden habe, ist die westliche bzw. in jap. Xbox360-Version, die von den Entwicklern gewollte. Zumindest mir gefällt der ältere Hauptcharakter besser, ebenso, dass er seiner Tochter helfen will... aber in Japan scheinen wohl Geschwisterbeziehungen besser anzukommen. 8o
Stunde 4 bis 8:
Es sind wieder ein paar Stunden vergangen und ich habe bis jetzt die Story nicht weiterverfolgt, sondern mich den Sidequests gewidmet. Anders als in anderen RPGs, sind diese nämlich die einzige Möglichkeit an Geld zu kommen. Dieses wird bis jetzt hauptsächlich für Heiltränke und neuen Waffen benötigt, wobei man stärkeres Schlagwerkzeug allerdings auch im Verlauf der Haupthandlung bekommt und Heilmittel liegen auch überall verstreut in der Gegend herum. Von daher kann man wohl, wenn es zu sehr nervt, die Nebenquests ignorieren. Mir machen sie allerdings recht viel Spaß, zumal es Nebenaufträge gibt, die die eigenen Fähigkeiten verbesser wie Angeln oder das Bewirtschaften eines eigenen kleines Beets, wo man selbst Pflanzen anbauen kann, die man z.B. für irgendein Quest benötigt. Habe ich z.B. so gemacht, als ich mal Weizen brauchte und zufällig ein paar Samen im Gepäck hatte. Tjo, bis jetzt kann ich die z.T. eher negativen Wertungen die das Spiel eingefahren hat, immer noch nicht ganz nachvollziehen... na ja, vielleicht kommt's ja noch.
Stunde 9 und 10:
Noch ein paar Nebenquests gemacht, aber jetzt geht's weiter mit dem Hauptquest. Zuvor allerdings noch ein neues Schwert gekauft um gut gerüstet zu sein. Btw. was ich vergessen hatte bisher zu erwähnen, wie es aussieht kann man im Laufe des Spiels "Wörter" finden, die man mit Waffen und Zauber verbinden kann. Diese haben dann verschiedene Effekte, z.B. der Angriff oder die Verteidigung stärker wird. Ansonsten muss ich sagen, dass mir vor allem die witzigen die z.T. witzigen Dialoge zwischen Nier und Weiss (Niers Begleiter in Form eines fliegenden Buchs) gefallen, die immer mal wieder zwischendurch einfach so ablaufen (sich aber nicht wiederholen) oder mit denen bestimmte Situationen kommentiert werden, wie beispielsweise wenn man ein Questitem findet oder eine neue Quest angenommen hat usw.
Stunde 11 bis 15:
Mittlerweile hat sich bei mir wieder so eine "Sucht" eingestellt, wie bei allen guten Spielen, wo man einfach immer weiter und weiter spielen will. Nachdem ich jetzt die Haupthandlung vorangetrieben habe, habe ich auch wieder ein paar kleinere Nebenjobs bzw. Nebenquests erledigt. Nier ist auch nicht mehr alleine unterwegs, was die Kämpfe etwas vereinfachern sollte, obwohl der Schwierigkeitsgrad des Spiels eigentlich auch nicht so hoch ist. Macht auf jeden Fall immer noch eine Menge Spaß und die Bosskämpfe die ich bisher hatte waren auch alle schön inszeniert. Ich bin auch etwas erstaunt, wieviel Spielspaß man mit wenig Mitteln rausholen kann. Dadurch, dass ich die Haupthandlung noch nicht so extrem vorangetrieben und zahlreiche Nebenquests gemacht habe, war ich in noch nicht vielen Locations, aber dennoch gibt's viel zu tun, und es wird auch nicht langweilig, obwohl ich bis jetzt nur zwischen den gleichen Ortschaften zwecks Nebenjobs hin und her pendle.
Stunde 16 bis 20:
Wieder einen Dungeon erfolgreich bestanden und immer noch macht es Spaß. Ein paar Anspielungen zu anderen Spielen hatte ich jetzt auch schon, aber manchmal sind diese eher subtiler Art und man muss das Spiel kennen, auf das Bezug genommen wird. Konkret fällt mir da z.B. die Fanfare und die "Zur-Kamera-hin-Drehung" aus den 3D-Zeldas ein, welche immer auftreten, wenn man einen wichtigen Gegenstand in einer Kiste gefunden hat.
Stunde 21 bis 25:
Scheinbar bin ich noch lange nicht am Ende angelangt, denn es gab jetzt einen Storytwist und alle Nebenaufgaben, die ich noch nicht beendet hatte, sind jetzt nicht mehr lösbar bzw. wurden aus der Liste mit aktiven Quests in die für nicht mehr Lösbare verschoben. Dafür gibt's nun eine große Anzahl neuer Nebenaufgaben. Die Story wird auch immer spannender.
Stunde 26 bis 37 (Nier im 1. Durchgang durchgespielt):
Die meisten Sidequests habe ich jetzt nicht mehr beendet, sondern nur noch ein paar, die mir interessant erschienen. Ansonsten habe ich mich jetzt komplett auf die Story konzentriert. Der Suchtfaktor ist bis zum Ende konstant geblieben und das Spiel war zu keinem Zeitpunkt langweilig. Das letzte Dungeon bietet auch nochmal ein paar nette Ideen und man erfährt grob was hinter allem steckt. Btw. obwohl ich ca. 37 Stunden für das Durchspielen benötigt habe, hatte ich erst ca. 55% aller Quests abgeschlossen und um die 70% aller Waffen aufgesammelt. Es gibt also, wenn man will, noch viel zu tun.
Nach dem ersten Durchspielen:
Nach dem Durchspielen kann man einen Speicherstand anlegen. Läd man diesen nun anschließend, startet das Spiel bei einer Zwischensequenz die ungefährt bei 2/3 der Spieldauer stattgefunden hat. Hier erfährt man in Form von Texttafeln bzw. einiger kleinen Geschichten, etwas mehr über die Hintergründe des weiblichen Begleiters von Nier. Ich habe mich jetzt ein bisschen mit google schau gemacht und es scheint wohl so, dass man das Spiel insgesamt 4x durchspielen kann und verschiedene Endsequenzen zu sehen bekommt (beim ersten Durchspielen wird ein "A" beim Spielstand, was wohl Ende A bedeutet, vermerkt). Ob der dritte und vierte Durchgang auch jeweils bei 2/3 der Gesamtspielzeit anfangen, kann ich leider nicht sagen. Allerdings behält Nier wie es scheint, bei jedem Durchgang die Waffen (was einem die Gelegenheit gibt, diese noch weiter verbessern zu lassen und stärker zu machen) bzw. Items und das Erfahrungslevel, das er beim zuvorigen Durchspielen hatte. So wird alles nochmal eine ganze Ecke leichter, obwohl es auch so nicht schwer ist. Etwas schade finde ich, dass man also die komplette Geschichte mit einmaligen Durchspielen nicht erfährt, sondern quasi nur einen kleinen Teil, der scheinbar das gröbste Erklärt. Da ich nicht der Typ bin, der ein Spiel in kurzer Zeit mehrmals durchspielt, bin ich z.Z. nicht sonderlich motiviert, das Ganze noch drei weitere Male durchzuspielen, obwohl es mich schon interessieren würde, welche Storyfragmente es noch gibt und wie groß diese sind. Von daher, fall hier jemand das Spiel mehrmals durchspielt, würde es mich schon interessieren, wie umfangreich die Erkenntnisse sind, die man beim erneuten Durchspielen erfährt.
Fazit:
Schlussendlich kann ich sagen, dass ich mit Nier sehr viel Spaß hatte, wobei es natürlich auch ein paar Kritikpunkte gibt. Zum einen gibt es relativ wenig Locations, was allerdings nicht sonderlich negativ auffällt oder störent wirkt, obwohl man sie, sei es aufgrund von Nebenmissionen, oder Storybedingt, mehrmals aufsuchen muss. Wobei man sich schon die Frage stellen könnte, wieso die Grafik nicht etwas herausgeputzt wurde, wenn es schon eine überschaubare Anzahl von Orten gibt. Aber im Grunde ist das auch nicht wichtig, da die Optik, mit ihren Lichteffekten (wechsel zwischen Sonnenschein und grau bewölkten Himmel usw), trotzdem nett anzusehen ist, es schöne Lichteffekte gibt, die Zaubersprüche, vor allem in den höheren Levels effektreich gestaltet sind und die meisten Bossfights bombasitisch ausgefallen sind. Der Soundtrack ist, wie schon erwähnt, ebenfalls große Klasse, auch wenn einige Stücke auf die Dauer etwas nerven können, aber nicht müssen (ist einfach eine Geschmacksfrage). Über die Steuerung kann ich eigentlich nichts negatives äußern... hat alles gepasst soweit. Nier ist auf jeden Fall mal etwas anderes der aus dem Einheitsbrei jüngster Action-RPGs deutlich heraussticht und für eine evtl. Fortsetzung noch Potential nach oben lässt (bessere Grafik, aubwechslungsreichere Sidequests, obwohl einige ganz gut sind, und evtl. mehr verschiedene Locations).
Meine Bewertung: 8/10.