Wonder Boy: The Dragon's Trap (Switch)
Verfasst: 07.05.2017, 15:25
Obwohl ich Wonder Boy 3 bisher noch nie durchgespielt hatte, kannte ich den Titel schon sehr lange. Ein damaliger Schulfreund hat um Ende 1991/Anfang 1992 herum sein NES verkauft und sich, wegen der besseren Grafik, ein Master System geholt. Eines der Spiele, die er dann hatte, war „Wonder Boy III: The Dragon’s Trap“. Ich hatte es aber zu jener Zeit nur kurz angespielt und auch vom Spielprinzip her, war ich wohl einfach noch zu doof. Da aber so viele Leute bis heute so begeistert von dem Spiel sprechen, habe ich mir vor rund zwei Jahren die SMS-Version gebraucht bei eBay erstanden. Leider wurde, bevor ich es anspielen konnte, das Remake für die aktuelle Konsolengeneration angekündigt und so habe ich dann erst einmal darauf gewartet und kürzlich zur Switch-Umsetzung gegriffen.
Eines vorneweg, wer das Original auf dem Master System kennt, der bekommt auch beim aktuellen „Wonder Boy: The Dragon’s Trap“ (die 3 im Titel wurde dieses Mal einfach weggelassen), außer überarbeitete Grafik und Sound, nichts Neues geboten, aber das dürfte vielen auch reichen. Wobei, so ganz stimmt das nicht. Beim Remake kann zwischen verschiedenen Schwierigkeitsgraden und zwischen Wonder Boy und Wonder Girl als spielbaren Charakter vor Spielstart gewählt werden. Außerdem kann auch eine umfangreiche Galerie freigeschaltet werden, in der sich zahlreiche Konzeptzeichnungen, Animationen und Videos von den Musikaufnahmen finden.
Das Spiel beginne, wie schon die Ur-Version, mit dem finalen Boss-Kampf des Vorgängers „Wonder Boy in Monster Land“. Nachdem man diesen besiegt hat, wird ein Fluch auf den Hauptcharakter gewirkt, wodurch dieser selbst in einen Drachen verwandelt wird. Anschließen landet man in einem kleinen Dorf, das den Knotenpunkt des Spiels darstellt. Auch nach dem Game Over startet man immer wieder von hier aus. In Shops, die auch quer über die Spielwelt verteilt sind, kann man neue Ausrüstungsgegenstände (Rüstung, Schild und Schwert), verbrauchbare Magiegegenstände (Pfeil, Blitz, Feuerkugeln, usw.) oder auch vollständige Heilung käuflich erwerben. Das nötige Kleingeld hierfür lassen die verschiedenen Gegner manchmal nach ihrem Ableben zurück oder kann ich entdeckten Schatztruhen zutage gefördert werden. In besagten Kisten, lassen sich auch Herz-Container finden, die die maximale Energieanzeige dauerhaft erweitern.
Anfangs ist man als Wonder Boy (oder Wonder Girl) auf dem Weg zum finalen Boss des Vorgängerspiels...
...nur um kurz darauf verwandelt als Drache vor neuen Problemen zu stehen.
Was die Spielwelt angeht, ist „Wonder Boy: The Dragon’s Trap“ ähnlich wie Metroid aufgebaut. Am Anfang kann man nur einen Weg folgen, der letztendlich zum ersten Boss-Gegner führt. Ist dieser besiegt erhält man eine neue Tiergestalt, mit der neue Bereiche zugängig werden, welche entweder zu neuen Shops, Schatztruhen oder letztlich zu einem neuen Zwischenboss führen, der einem erneut eine neue Tierform spendiert. Im späteren Spielverlauf erhält man auch die Möglichkeit die Tierform selbstständig zu wechseln, so dass man viele Bereiche der Welt eigenständiger erkunden kann.
Die Grafik wurde ordentlich aufpoliert:
Grafisch und soundtechnisch wurde ordentlich am Titel gefeilt. Die einstige Pixelgrafik ist einer Zeichentricklandschaft gewichen und der piepsige Retro-Sound echten Instrumenten. Puristen oder Retro-Freunde müssen allerdings nicht traurig sein, denn die Entwickler des Remakes haben dem Spiel eine Funktion spendiert, mit dessen Hilfe man problemlos zwischen alter und neuer Grafik, sowie altem und neuen Sound via Tastendruck hin und her wechseln kann. In den Optionen lassen sich darüber hinaus noch weitere Einstellungen vornehmen. So kann man Beispielsweise Grafikfilter über die Pixelgrafik legen, die Soundeffekte getrennt von der Hintergrundmusik auf original oder neu umschalten oder zwischen zwei Varianten der Originalmusik auswählen. Völlig Retro das Umschalten auf Pixelgrafik aber dennoch nicht, denn anders als auf dem Master System wird das Bild nicht im Verhältnis 4:3 sondern im modernen 16:9-Format dargestellt. Ebenso bleibt das moderne Inventarmenü in beiden Grafikmodi bestehen. Die Grafik läuft da bei in beiden Einstellungen mit flüssigen 60 fps und in FullHD über den TV-Bildschirm (im Handheld-Modus der Switch wird natürlich auf 720p heruntergeschaltet).
Fazit:
Mir persönlich hat „Wonder Boy: The Dragon’s Trap“ sehr viel Spaß gemacht. Ich muss gestehen, da ich das Spiel einfach nur genießen wollte, habe ich auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad gespielt, der aber zumindest am Anfang ausreichend fordernd für mich war. Um das Spiel mit allen Ausrüstungsgegenständen zu beenden, habe ich knapp über siebeneinhalb Stunden benötigt. Mit einem höheren Schwierigkeitsgrad hätte es sicher noch etwas länger gedauert. Obwohl die Präsentation stark überarbeitet wurde, merkt man Spiel an, dass es im Grunde ein älterer Titel ist. Einige versteckte Dinge, wie etwa Türen, würde man heute wohl nicht mehr so machen. Zumindest nicht bei Dingen, die fast schon essentiell wichtig für das Weiterkommen sind und heute wohl, vielleicht auch zurecht, als künstliche Spielzeitstreckung ausgelegt werden würde. Dennoch freut man sich immer wieder, wenn man geheime Durchgänge oder Türen entdeckt, auch wenn ich ein oder zwei Mal ein Gebiet mehrmals absuchen musste, bis ich die Passage zum Weiterkommen gefunden hatte, was aber zum Glück nicht zu häufig vorkam.
Auch mit der klassischen Optik macht "Wonder Boy: The Dragon's Trap" immer noch viel Spaß (mit aktivierten Grafikfiltern):
Ich kann jedem Fan von derartigen Jump’n’Run-Adventures „Wonder Boy: The Dragon’s Trap“ nur wärmstens empfehlen. Auch das Umschalten zwischen moderner und klassischen Version finde ich absolut klasse und lädt vielleicht sogar dazu ein, das Spiel min. zweimal mit jeweils unterschiedlicher Präsentation, durchzuspielen. Nebenbei bemerkt, wenn ihr noch Passwörter der alten Master-System-Version besitzt, dann könnt ihr diese auch beim Remake anwenden. Regulär wird beim Remake allerdings per Autosave abgespeichert.
Wertungstechnisch würde ich dem Spiel eine 7-8/10 geben.
Weitere Screenshots:
Neue Tierformen bringen neue Möglichkeiten:
Als Mäuserich kann man die Wände entlanglaufen und kommt selbst durch schmale Durchgänge:
Als Löwe ist man nicht nur stärker, sondern kann auch poröse Böden einschlagen:
Aus alt mach neu:
Die Grafik von 2017:
Die Grafik der Master-System-Vorlage von 1989 (ohne aktivierte Grafikfilter):
Auch Ägypten sieht jetzt etwas moderner aus:
Auffälligkeiten wie die Sphinx waren natürlich auch im Original bereits vorhanden (mit aktivierten Grafikfiltern):
So erscheint der Bildschirm heute, wenn man sich heilen lassen möchte:
So zu alten 8-Bit-Tagen (mit aktivierten Grafikfiltern):
Auch der Raum, in dem es früher die Passwörter gab, wurde renoviert:
In der Retroansicht ist das Passwort dennoch wie damals prominent positioniert: