1990
Nach ihren ziemlich erfolgreichen Game&Watch-Spielen und dem Megaseller NES war es an Nintendo, auch noch den Handheld-Markt von hinten aufzurollen.
Denn obwohl Atari mit ihrem von Epyx eingekauften Lynx schon seit 1989 die portable Welt der Videospiele als Erster in Farbe aufwühlte, entschied sich Nintendo, ihren Game Boy weiterhin mit einem schwarz-weißen LC-Display auszustatten - denn sie wussten, dass die Software der entscheidende Moment ist.
SEGA, mit Mega Drive / Mega-CD / Saturn und Dreamcast den Konkurrenten immer einen Schritt voraus, kam im Handheld-Sektor als einer der Letzten ins Spiel.
1991
Nach der Erstveröffentlichung im Oktober 1990 in Japan, konnte der Rest der Welt erst Mitte 1991 den farbigen, hintergrundbeleuchteten Handheld zum Preis von knapp 300.-DM (GB: 170.-DM, Lynx: 220.-DM, PC Engine GT/Turbo Express: 800.-DM) mit auf Tour nehmen.
Kurze Zeit später erschien auch noch der TV-Tuner (200.-DM), mit dem sich der Game Gear in einen portablen Fernseher verwandeln ließ. Ein Pluspunkt, den kein anderer Hersteller bieten konnte. Add-On war teuer, aber für Sammler einzigartig und trug zur Popularität des Systems bei.
Technisch präsentierte sich der Game Gear durchaus konkurrenzfähig - so war das Display von der Auflösung und dem Kontrast mit das beste am Markt (mal abgesehen vom HighTech-Spielzeug PCE GT/Turbo Express) und man bot die Innereien des Master System mit einer erhöhten Farbpalette (32 aus 4.096 Farben).
Die Vorteile der Konkurrenz Lynx (16-Bit Systemarchitektur, 3D-Effekte) und Game Boy (schnellerer Prozessor, kompakter, besserer 3rd Party Support) hielten sich somit die Waage.
Softwaremäßig präsentierte sich der Lynx am Anfang erstaunlich stark (vor allem aus dem eigenen Hause). Gegen Nintendo's Spielepalette hatten allerdings beide Konkurrenten nichts entgegenzusetzen - SEGA-Spieler konnten allerdings mit dem Master System Adapter auf eine umfangreiche Softwarebibliothek zurückgreifen.
In den ersten Monaten erschienen nur sehr wenige Spiele für SEGA's Handheld.
1992
Anfang des Jahres kursierten schon erste Gerüchte über einen farbigen Game Boy, dessen Planung Nintendo aber beharrlich verneinte.
SEGA bemühte sich, alle Master System Spiele auch auf den Game Gear umzusetzen, jedoch fanden ansonsten nicht besonders viele Spiele ihren Weg in die Kaufhäuser.
Im Nintendo-beherrschten Japan hatte der Game Gear, wie auch alle anderen Gegenspieler, keine Chance, Fuß zu fassen, obwohl er dort in vielen verschiedenen Limited Editions und Farbvarianten erschien. In Europa hingegen programmierten auch allmählich mehr und mehr 3rd-Party Entwickler für SEGA's Kleinen - Atari indes hatte unglaubliche Schwierigkeiten, Drittherstellern ihren Lynx schmackhaft zu machen.
Pünktlich zur Weihnachtszeit senkte SEGA den Preis auf nur noch 270.-DM inkl. 1 Spiel und bot den Pocketspielern ein umfangreiches Lineup an neuen Titeln.
Atari kapitulierte zu dieser Zeit leider vor der Übermacht Nintendo´s und beendete die Zeit des wahrlich guten Produktes Lynx.
1993-1995
Der Game Gear profitierte nun auch von SEGA's allgemein guter Performance vor allem mit dem Mega Drive und bekam nun monatlich viele Perlen wie Aladdin, Ecco the Dolphin, FIFA Soccer, Land of Illusion, Lion King, NBA Jam, Power Strike II, Sonic Chaos oder Streets of Rage 2.
In Deutschland bot man derweil den Game Gear als Touring-Set an (inkl. Car-Adapter und 2 Spielen für 260.-DM).
Atari versuchte vergeblich, mit einem Re-Release, dem Lynx II, wieder den Anschluss an die Videospielewelt herzustellen.
In Amerika ging SEGA zudem mit aggressiven Werbestrategien gegen Nintendo vor (z.B. "Wenn Du immer noch mit Game Boy spielst, wird es Zeit, erwachsen zu werden!" oder "Seperate the Men from the Boys!"). In England erschienen in den Zeitschriften dagegen sehr witzig gemeinte Werbebotschaften (z.B. siehe Bild).
Da Sega im diese Zeit ein Exklusive-Titel zu Olympic Gold Veröffentlicht wurde mit Coca-Cola gesponsert, wurde ein Limitiere Game Gear.
"Coca-Cola Kid" ist ein exklusives japanisches Sega Game Gear-Side-Scrolling-Action-Videospiel, das 1994 veröffentlicht wurde. Die Hauptrolle spielt Coca-Cola Kid, das japanische Maskottchen von Coca-Cola aus den neunziger Jahren. Zusätzlich zu einem eigenständigen Release wurde auch ein spezielles rotes Game Gear-Bundle mitgeliefert.
Eine weitere Rote Version wurde mit dem Magic Knight Rayearth 2 veröffentlicht, ebenfalls nur in Japan. Wurde im Jahr 1995 Veröffentlicht, aber mehr Infos gab es zu diese Spiel nicht. Und es gibt noch unzähligen Limitiertes Game Gear die kaum vorteile hat.
Ende 1995 versiegte auch die Software-Unterstützung für den Game Gear, da man der Verbreitung des Game Boy machtlos gegenüberstand und der Saturn das Hauptaugenmerk SEGA's verlangte.
1996 und folgend
Als kleinen Bonus erhielten Game Gear Fans zum Schluss der Game Gear Ära noch Umsetzungen der Saturn-Spielehits Virtua Fighter und Panzer Dragoon sowie den Virtua Fighter Kids Gear.
Im Jahre 2001 sicherte sich die Firma Majesco die Rechte am Game Gear und verkaufte ihn damals erneut in den USA (u.a. auch ein neues Spiel mit Super Battletank, welches damit das letzte offizielle Spiel des Game Gear war).
Abschließend gesehen ist es schon erstaunlich, wie Nintendo mit einem schwarz-weißen Handheld als klarer Sieger gegen die technisch überlegenen Konkurrenten hervorstach. Aber der Game Gear bestand diesen Test sehr gut und kann am Ende stattliche 368 Spiele aufweisen.
(Auf dem Rechterseits Game Gear von Majesco)
Überblick
Der Game Gear war im Prinzip ein tragbares SEGA Master System, allerdings mit einer größeren Farbpalette und geringeren Auflösung. Dank Farbdisplay und Hintergrundbeleuchtung war er dem Game Boy grafisch überlegen, außerdem war die Soundausgabe besser.
Der Prozessor war allerdings etwas langsamer getaktet (Gameboy 4,2 MHz, Game Gear 3,58 MHz).
Zurückblickend gesehen wird der Game Gear weitestgehend als Fehlschlag betrachtet, warf für SEGA jedoch einen bescheidenen Gewinn ab. Trotzdem versuchte sich SEGA 1995 wieder auf dem Konsolenmarkt mit dem Nomad, einem tragbaren SEGA Genesis, welcher nie in Europa erhältlich war. Trotz seiner technischen Überlegenheit konnte der Game Gear besser als andere Systeme, die versuchten, mit dem Game Boy zu konkurrieren (z. B. Ataris Lynx).
Keinen bedeutenden Marktanteil erzielen, was an der enormen Popularität des Game Boy und einer Reihe von Nachteilen gegenüber dem Game Boy lag Im 4 Punkten:
- Der beleuchtete Bildschirm hatte zur Folge, dass die Batterielaufzeit mit 6 Mignon-Batterien ca. fünf Stunden betrug (bei der späteren optimierten Version 6 Stunden). Mit einem als Zubehör erhältlichen SEGA-Akku-Pack waren es etwa 4 Stunden mehr. Im Vergleich zu den durchschnittlich 14 Stunden des Game Boys mit 4 Batterien ist dies sehr wenig.
- Die Form des Game Gears war vergleichsweise groß, sodass er sich dadurch nicht so leicht wie ein Game Boy in eine Jackentasche o. Ä. stecken ließ.
- Der Game Gear war mit einem Preis von etwa 300 DM (Japan: 19.800 ¥, USA: 150,00 $ & GB: 100,00 £) doppelt so teuer wie der Game Boy.
- Die vergleichende Werbung in den USA, welche den weit verbreiteten und beliebten Game Boy als technisch simpel und seine Benutzer als einfältig diffamierte, verprellte sehr viele potenzielle Kunden.
Die Game-Gear-Unterstützung wurde 1997 endgültig eingestellt; Majesco veröffentlichte 2001 jedoch eine spezielle Version des Game Gears (genannt Core) zum reduzierten Preis neben der Wiederveröffentlichung einiger Spiele.
Ende der Sega Game Gear-Ära:
EU & JP: Dezember 1996
US: Januar 1997 (bzw. weiterhin mit Majesco bis 2001)
Stärken:
- Kompatibilität zum Master System
- hintergrundbeleuchtetes Farbdisplay
- 32 gleichzeitig darstellbare Farben
- hoher Batterieverbrauch
- schlierendes Display bei hohen Geschwindigkeiten
Verkaufte Game Gear weltweit: ca. 11.000.000 (unbestätigt)