Red Dead Redemption

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Metti
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Red Dead Redemption

Beitrag von Metti »

Jahrzehnte lang hat uns der Wilde Westen durch unzählige Filme und Fernsehserien begleitet. Unrasierte Helden reiten auf ihrem Pferd durch die Prärie, der Revolver im Holster, allzeit bereit dem Feind eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Egal ob Familie Cartright, Bud Spencer und Terance Hill oder andere Verdächtige, sie alle haben uns näher gebracht was es heißt, im wilden Westen zu leben. Mit Red Dead Redemption, dem neuesten Streckenpferd aus dem Hause Rockstar, erlebt der Wilde Westen seine Renaissance. Wer der Meinung ist, dass die dreckigen Helden mit ihren rauchenden Colts schon ausgelutscht sind, der sollte sich eines Besseren belehren lassen. Red Dead Redemption zeigt eine Welt, aus der man so schnell nicht mehr heraus kommt.

Hauptdarsteller des neuesten Rockstar Abenteuers ist John Marston. Ein Mann, der bestimmt nicht stolz auf seine Vergangenheit ist, jedoch keinerlei Mitleid für seine Opfer empfindet, die während seiner Banditenzeiten dran glauben mussten. Eigentlich wollte er dieses Leben hinter sich lassen, mit seiner Frau und seinem Kind auf eine einsame Farm ziehen, um dort seinen Lebensabend zu genießen. Allerdings hat er seine Rechnung nicht mit der amerikanischen Regierung gemacht, die seine Familie gefangen nimmt, um Marston für ihre Seite zu gewinnen. Die Forderung ist einfach: Marston soll seine ehemaligen Gefährten zur Strecke bringen, ansonsten sieht er seine Familie wohl nie wieder.

Also begleiten wir unseren Helden auf den ersten Metern durch das Intro, der Wilde Westen ruft! Mit der Dampflokomotive geht’s erstmals durch weitläufige Prärie, die hölzernen Waggons knarren an jeder Ecke, im Zug lassen sich Gespräche der Einheimischen belauschen. Marston ist am Weg zu seinem ersten Ziel. Er will seinen alten Freund Bill Williams aufspüren um ihn auf diplomatischem Weg zur Vernunft zu bringen, sich der Regierung zu stellen. Fort Mercer nennt sich die Festung, in der Williams sich verbunkert hat, und keinen Grund sieht, sich aus dieser hinaus zu bewegen. Marstons diplomatische Bemühungen stellen sich als Fehlschlag heraus, denn das Einzige was er aus diesem Versuch mitnimmt, ist eine Kugel im Bauch.

Zu seinem Glück ergibt es sich, dass genau in diesem Moment die junge Tochter der McFarlane Ranch an Fort Mercer vorbeireitet, und den bewusstlosen Marston aufnimmt. Als dieser im Bett auf der Farm aufwacht wird eines klar: Diplomatie wird gegen Revolver getauscht, das Abenteuer beginnt! Die McFarlane Ranch ist ideal aufgebaut um als Tutorial zu dienen, den Spieler in die Welt einzuführen. Marston macht seine erste Ritte am Pferd, hilft der Farmerstochter beim Eintreiben der Kühe, lernt den Umgang mit dem Lasso und probiert seine Schusstechniken an Wölfen aus, die sich an den Hühnern vergreifen. An der Aufgabengestaltung und dem Gameplay merkt man gleich zu Beginn die Anleihen an GTA. Das Radar links unten zeigt die aktuelle Position, wichtige Orte in der Nähe und kennzeichnet potentielle Auftraggeber mit dem Anfangsbuchstaben derer Namen. Nachdem die ersten Aufträge an der McFarlane Ranch erledigt sind geht’s nämlich erst so richtig los, denn dann heißt es eine kleine Armee aufzubauen, um Fort Mercer zu stürmen und Williams das Handwerk zu legen.

Was Red Dead Redemption optisch hergibt, kann man eigentlich nur mit einem Wort beschreiben: Atemberaubend! Nie wurde der Wilde Westen in einem Videospiel derart atmosphärisch dargestellt, derart mit vielen Details versehen. Wenn man die Trampelpfade entlang reitet, von passender Musik unermalt, wird man von Hirschen begleitet, Hasen hoppeln durchs Gras und manchmal bleibt man einfach stehen und genießt minutenlang die unglaubliche Aussicht. Das einzige Manko: Wo man in GTA bei längeren Autofahrten durch diverse Radiokanäle zappen konnte, fehlen am Pferd derartige Funktionen. Nicht verwunderlich, aber Rockstar hat auch hier vorgesorgt. Denn lange Ritte werden immer wieder durch diverse „Zufallselemente“ aufgepeppt. Ein aufgelöster Bauer läuft uns entgegen, weil sein Pferd von einem Banditen gestohlen wurde, ein Mann bittet uns um Hilfe, da man seine Frau hängen will, ein Farmerjunge Fordert uns zum Kräuter-Such-Duell heraus, die Liste geht immer weiter. So sorgen vielfältige und vor allem unerwartete Ereignisse dafür, dass auch längere Wegstrecken Unterhaltung bieten.

Die ausschließlich Englische Synchronisation ist wie von Rockstar gewohnt ausgezeichnet geworden und fängt auch hier die raue Wild West Atmosphäre unglaublich gut ein. Da gibt’s einfach nix zu meckern. Wer bereits fleißig GTA gespielt hat der sollte mit der Steuerung auch bei Red Dead Redemption keine Probleme haben. Zur Unterstützung bei Schusswechseln gibt’s den „Dead-Eye-Modus“, der kurzzeitig die Zeit verlangsamt und das Zielen erleichtert. Ab und zu kann es auf dem Pferd, bei hitzigen Gefechten, ein wenig fummelig werden, trotzdem kommen auch ungeübte Spieler bald mit der Steuerung zurecht.

Wer außerhalb der Auftrage zur Abwechslung auch einmal andere Dinge erledigen will, der kann sich bei einer Runde Texas Holdem Poker, Würfelpoker, Hufeisenwerfen, Armdrücken, Fünf Finger Filet und anderen Tätigkeiten die Zeit vertreiben. Und wenn einem die Aufträge der wichtigen Personen nicht reichen, der trifft ab und an einmal unbekannte Personen, die Marston mit witzig gestalteten und abwechslungsreichen Missionen versorgen. Im Prinzip könnte ich jetzt weitere Dinge, wie Duell-Herausforderungen oder die Zureitung von Pferden, sowie Nachtwächtermissionen aufzählen, aber ihr seht schon wo das hinführt. Red Dead Redemption bietet einfach eine unglaubliche Vielzahl an Möglichkeiten, die keinerlei Einseitigkeit entstehen lässt und regelmäßig für abwechslungsreiches Gameplay sorgen.

Achja und Bill Williamson? Tja, wer gedacht hat, dass hier nach der Eroberung von Fort Mercer Schluss ist, den kann ich vertrösten. Die Jagd geht natürlich weiter und führt Marston unter anderem noch durch die Landschaften von Mexico, mit jeder Menge Alkohol und spanischem Akzent. Und einen Multiplayer Modus gibt es auch noch, für all diejenigen die mit dem Single Player noch nicht genug haben.

+ unglaubliche Atmosphäre
+ technisch auf sehr hohem Niveau
+ abwechslungsreiches Gameplay
+ originelle Missionen
+ wahnsinnig gute Pferdeanimationen
+ sehr gute Synchronisation
+ humorvolle Dialoge

- in hektischen Momenten etwas fummelige Steuerung
- Multiplayer kann mit dem hohen Single Player Niveau nicht ganz mithalten.

9/10

Kaufen!


*edit*

Nachdem ich beim Review schreiben noch nicht ganz durch war, bin ich jetzt am Ende angekommen. Ich muss sagen, dass die Hauptstory auf jeden Fall zu den stärkeren, der Videospielgeschichte gehört. Der rote Faden hat, vorallem am Ende, einfach dafür gesorgt dran zu bleiben.
Zuletzt geändert von Metti am 07.06.2010, 10:25, insgesamt 6-mal geändert.
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NegCon
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Beitrag von NegCon »

Danke für das tolle Review, super geschrieben! :ok:

Klingt sehr interessant und auch wenn ich bislang mit GTA nicht so viel anfangen konnte und deswegen noch keinen Teil der Reihe besitze, werde ich mir Red Dead Redemption wohl auch noch zulegen. Wird allerdings noch etwas dauern, da ich von letzten Monat noch ein paar Spiele eingeschweißt hier rumstehen habe und für Diesen eigentlich auch schon genug bestellt habe, von daher muss ich mich erst mal zusammenreißen nichts neues mehr zu kaufen, auch wenn's verlockende Schnäppchen gibt. :D

Aber wird, wie gesagt, schon noch nachgeholt. Bin wohl auch der einzige hier im Forum, der es noch nicht hat. ;)
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niche
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Beitrag von niche »

Sehr gutes Review. ich habe es mir letzte Woche gekauft und nach 3 Tagen war ich durch :D Das Game ist wirklich sehr gut und nach GUN wieder ein ordentliches Game mit Westernflair :ok:
Sehr gut finde ich auch die Zufallsgenerierten Ereignisse wenn man durch die Prärie reitet, z.B. flüchtige Verbrecher einfangen.
Für mich auf jeden Fall das bessere "GTA" allein dadurch das die Schusswechsel viel kontrollierter und besser in Szene gesetzt sind.
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Beitrag von NegCon »

Original von niche
Sehr gutes Review. ich habe es mir letzte Woche gekauft und nach 3 Tagen war ich durch :D
Das interessiert mich jetzt... 3 Tage für die Hauptstory oder auch inkl. zahlreicher Sidequests... falls es sowas in dem Spiel überhaupt irgendwie gibt (kenn mich da nicht so aus). :)
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Beitrag von niche »

Negcon ich habe ca 14 Stunden gebraucht um es durch zu spielen und habe mich recht an der Mainstory gehalten. War aber wieder ein Game was mich durchweg gefesselt hat. Es kommt zwar nicht direkt in fahrt aber nach den ersten 3-6 Missionen geht es los und dann will man erst aufhören wenns vorbei ist :ok:
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NegCon
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Beitrag von NegCon »

14 Std. klingt ja ganz ordentlich + Nebenaufgaben. :) Bin ich mal gespannt. Aber denke vor Juli/August werde ich es mir wahrscheinlcih noch nicht kaufen. Erst mal den ganzen Krempel hier durchspielen und SMG2. :D Hoffentlich gibt's dann in uk ein paar Schnäppchenpreise, bei GTA hat es glaub ich etwas länger gedauert.
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Metti
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Beitrag von Metti »

Jop in dem Punkt mit dem "Schusswechsel" muss ich niche recht geben. Das ist eben auch aufgrund des Dead-Eye Modus wesentlich besser und übersichtlicher gelöst, wo hingegen bei GTA das ganze desöfteren in blöder drauf los schießerei ausgeartet ist.

Von der Spielzeit her bin ich bestimmt auf 25 Stunden gekommen, wobei da durchaus auch noch Luft nach oben ist. Die Hauptstory wird man, wie niche ebenfalls schon erwähnt hat, etwa in 12-15 Stunden durchspielen können. Ich hab mich aber eben auch viel mit dem drumherum beschäftigt, also des öfter mal eine gamble runde eingelegt oder ein paar Jobs zum dazuverdienen angenommen.

btw.
Spoiler
obwohl ich das ende hervorragend und sehr dramatisch fand, ist es irgendwie schon ein wenig schade um john marston :(. der charakter ist mir doch ans herz gewachsen und war trotz seiner fehler irgendwie symphatisch. wär cool gewesen noch ein größeres add-on mit ihm zu spielen, so kommt man halt jetzt mit jack zum zug. trotzdem, einfach geniales ende, vorallem das racheduell am ende war schockierenderweise fast schon ein genuß :D
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-Stephan-
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Beitrag von -Stephan- »

Sehr schönes Review :ok:

Red Dead Redemption zählt für mich zu den Highlights dieses Jahr, an diesem Spiel müssten sich gerade in Hinsicht Atmosphäre, Geschichte und Aufmachung viele Spiele der nächsten Zeit messen. Ein ganz klares Must-Have von mir :)

Wegen der Spielzeit: +25 Stunden sind durchaus realistisch. Man kann dieses Spiel durchaus schneller durchspielen, aber auch seine Zeit damit verschwenden und es einfach genießen. Möglichkeiten gibt es mehr als genügend abseits der Hauptstory, ich dürfte schon bei knapp über 30 Stunden angekommen sein. Bin allerdings auch eher ein gemütlicher Spieler, bis ich das eigentlich Fallout 3 beispielsweise durch hatte vergingen über 80 Stunden. Bei solchen Spielen sollte man nicht unbedingt nur der Hauptstory folgen sondern einfach die erschaffenden Welten genießen; es lohnt sich :)
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NegCon
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Beitrag von NegCon »

Bei Fallout 3 ist es ohnehin so, selbst wenn man der Haupthandlung folgen wll, wird man ständig abgelenkt und rennt dann doch wieder irgendwelchen Gerüchten nach oder untersucht einige Gebäude die man zufällig gefunden hat usw. :) Ich nehme mal an RDR ist da ähnlich... will ich mir auch noch irgendwann mal besorgen.
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