Far Cry 2

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Metti
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Far Cry 2

Beitrag von Metti »

Afrika! Afrika!

Nachdem der erste Teil von Far Cry den Spieler noch in ein sonniges Inselparadies geführt hat, verschlägt uns Far Cry 2 in das südliche Afrika, wo Dschungel, Steppen und Wüsten aufeinander treffen. Das Spiel ist bereits im Oktober für die PS3 die Xbox360 und den PC erschienen, meine Eindrücke kommen von der Xbox360 Version. Warum ich das Spiel bereits seit Release habe, und trotzdem erst jetzt durchgespielt habe möchte ich in meinem etwas lang geratenen Bericht wiedergeben. Den Bericht habe ich nicht Korrektur gelesen, deshalb Rechtschreib- und Grammatikfehler bitte verzeihen.

In Far Cry 2 beginnt man seine Reise mit einem von 5 (+/- 1 bin mir über die Anzahl nicht mehr ganz sicher) verschiedenen Charakteren, vom Soldaten über den Rowdy bis zur Powerfrau gibt’s für jeden etwas. An der Spielweise ändert sich jedoch nichts. Den Helden verschlägt es in eine fiktive Welt im südlichen Afrika, in der ein skrupelloser Waffenhändler namens „Der Schakal“ seine Geschäfte macht, und somit die Schuld am Ausbruch des Krieges zwischen den verfeindeten Gruppen der APR (Alliance for Popular Resistance) und der UFLL (United Front for Liberation and Labour) trägt. Das Ziel des Helden ist es, den Schakal ausfindig zu machen um den Krieg zu beendet und aus Afrika zu entkommen. Ein steiniger Weg.

Gespielt wird natürlich Shooter typisch aus der Ego-Perspektive. Bewaffnet ist man mit maximal vier Waffen, die sich aus einer Nahkampfwaffe (Machete), eine Primärwaffe (Pistole/Uzi), einer Sekundärwaffe (Maschinengewehr, Shotgun) und einer Spezialwaffe (Raketenwerfer, Flammenwerfer) zusammen setzen. Um Waffen freizuschalten muss man zum Waffenhändler seines Vertrauens gehen, dort eine Mission annehmen und hat dann bei erfolgreichem Bestehen die Möglichkeit diese Waffen gegen Diamanten zu bekommen. Diamanten, das öffentliche Zahlungsmittel, zumindest in diesem Teil Afrikas, erwirbt man, indem man Aufträge der UFLL bzw. APR annimmt, Aufträge von Radiomasten abhört oder indem man Diamanten Koffer sucht, von denen es 221 Stück gibt, die sich über die 50km² große Landschaft verstreut auffinden lassen. Ein weiterer wichtiger Punkt im Gameplay ist die Infizierung mit Malaria, der unser Held leider nicht entkommen konnte, und somit immer dafür sorgen muss, dass er genügend Medikamente bei sich trägt um im Ausbruchsfall die Krankheit wieder unter Kontrolle zu bekommen. Bei Verletzungen heilt man sich mit Spritzen, die man großzügig verteilt in vielen Häusern und an vielen Ecken kostenfrei entgegennehmen kann.

Dem Spieler bleibt nun die Entscheidung überlassen was er tun möchte. In der Welt von Far Cry 2 hat man ähnlich wie in GTA, Saints Row, etc. ein frei begeh- und befahrbare Welt und kann sich aussuchen, wo man sich nun seine Missionen holt. Zur Fortbewegung stehen einem hierbei verschiedene Autos, Boote und in bergigen Gebieten sogar Paragleiter zur Verfügung. An ein Fortbewegungsmittel zu kommen ist hierbei ziemlich einfach, da an jedem wichtigen Punkt auf der Karte mindestens ein Auto herumsteht, das man ohne weitere Verpflichtungen benutzen kann. Weiters gibt es noch den Autobus, der den Helden an einem von 5 Punkten auf der Karte per Knopfdruck absetze um größere Strecken zu überbrücken. Das System der Missionen ist geradlinig aufgebaut. Will man die Story vorantreiben nimmt man einen Auftrag von einer der beiden Fraktionen an, braucht man Medikamente gegen die Malaria lässt man sich vom Untergrund beauftragen, braucht man neue Waffen lässt man sich von den örtlichen Waffenhändlern um einen Gefallen bitten.

Auf den Stein- und Schotterstraßen Afrikas, die sich wie ein Netz durch die Landschaft spannen, befinden sich Wachposten, die von gewaltbereiten und schwer bewaffneten Schergen besetzt sind. Kommt man also auf dem Weg von A nach B an einem Wachposten vorbei, sollte man entweder ein Gefährt unter dem Hintern haben, und zusehen, dass man möglichst schnell vorbei fährt, oder man geht auf Konfrontation und erledigt seine Kontrahenten. Das Problem dass sich hierbei ergibt ist jedoch, dass diese Gegner wieder zum Leben erwachen, sobald man sich in einer bestimmten weite vom Wachposten entfernt. Abseits der Straßen findet man Unterschlüpfe, wo man die Möglichkeit hat abzuspeichern bzw. seine Spritzen und Munition aufzufüllen. Speichermöglichkeiten gibt es übrigens nicht nur im nahe gelegenen Unterschlupf, sondern auch im Hauptquartier der Gruppen, beim Waffenhändler bzw. bei erfolgreichem Bestehen einer Mission.

An der Optik gibt es zweifellos nichts zu meckern. Far Cry 2 setzt in Sachen Grafikpracht die Messlatte wieder ein Stückchen höher. Tag und Nacht wechseln sich fließend ab, Bäume werfen realistische Schatten und die dicht bewachsene Welt sorgt wohl für glühende Prozessoren. Ein ganz ganz dickes Plus gibt es hierbei für die Feuer und Explosionseffekte. Explodiert eine Granate im Dschungel fliegen einem Staub und jede Menge Blätter und Äste um die Ohren, entzündet man ein Stück Gras mit dem Flammenwerfer oder einem Molotovcoktail breitet sich das Feuer auf Büsche und Bäume aus. Auch die Physik kann sich mit umherfliegenden Autoteilen, herabfallenden Ästen, usw. sehen lassen und sorgt gemeinsam mit der Grafik für ein wahren Ego-Shooter-Augenschmaus.

Wie man Aufträge erledigt und im Dschungel besteht bleibt einem selbst überlassen. Ein Beispiel für die Möglichkeiten die man hat kann man an einem einfachen Auftrag erklären: Ein Waffenhändler bittet den Spieler einen Konvoi eines Konkurrenten aufzuhalten, damit dieser nicht mit den neuesten Waffen beliefert wird. Gesagt, getan. Man macht auf der Karte ausfindig, wo man den Kolonne auffindet und achtet auf deren Route. Beobachtet man sein Ziel aus der Ferne, erkennt man dass der Konvoi aus einem Lastwagen, begleitet von zwei Jeeps besteht. Ziel ist es, den LKW auszuschalten, wie der Spieler dies nun anstellt bleibt ihm überlassen:

Möglichkeit1: Man fährt/läuft direkt auf die Fahrzeuge zu und kämpft im offenen Gefecht gegen seine feinde.
Möglichkeit2: Man parkt sein Auto mitten auf die Route, zwing den Konvoi somit zum stehen bleiben, springt aus dem Hinterhalt hervor und erledigt die überraschten Feinde.
Möglichkeit3: Man sucht sich in der nähe eine etwas höhere Position, schaltet mit einem Sniper Gewehr den Fahrer des LKWs aus und wirft dem stehenden Ziel eine Granate hin
Möglichkeit4: Wie bei 3, nur nimmt man sich diesmal den Raketenwerfer und setzt gezielt zum Schuss an.
Möglichkeit5: Man platziert eine Sprengladung bei der Route, und zündet mit dem Fernzünder im richtigen Moment
Möglichkeit6: Man legt ein Feuer, das den Konvoi zum stehen bleiben zwingt, wartet bis die Fahrzeuge zum stehen kommen, wirft einen Molotovcoktail auf die Rückseite um den Feuerkreis zu schließen und lässt das Feuer seine Arbeit tun.

Man hat somit immer die Möglichkeit Rambo zu spielen oder doch lieber die Solid Snake Variante zu wählen. Genauso verhält es sich mit Attentaten. Schleicht man lieber ins Haus eines Gruppenanführers und schaltet man ihn mit dem Schalldämpfer aus um unbemerkt zu entkommen oder stürmt man mit viel Schuss im Gürtel das bewachte Anwesen? Das Ziel bleibt immer dasselbe, der Aufwand ist auch in etwa gleich, ist wohl am Ende einfach eine Frage des Stils. Zur Unterstützung bei den Hauptmissionen gibt es paar nette Freunde, die einem alternative Missionsvarianten anbieten, um selbst auch zu profitieren. Als Gegenleistung helfen sie einem beim nahen Tod und retten den Helden aus der Patsche. Die Hilfsfunktion macht zwar Sinn, die alternativen Missionsvarianten sind zumeist recht sinnfrei und verlängern die Missionsdauer bloß.

Soweit so gut, hört sich doch alles nach einem guten Spiel an, oder? Tja, prinzipiell ist Far Cry auch ein gutes Spiel. Ubisoft hat es geschafft eine tolle Engine zu entwickeln, die mit Grafikeffekten zu bezaubern weiß und auch rund herum für viele Ideen und Freiheiten gesorgt. Dennoch bleiben leider einige Probleme über, die den Spielspaß stören und aus Far Cry 2 eben nur ein „gutes“ Spiel machen.

Problem Nummer 1: Respawnende Gegner

Wie weiter oben erwähnt gibt es verstreut über die Karte mehrere Wachposten an denen man immer so 4-5 Gegner antrifft. Eigentlich nicht weiterschlimm, wäre ja sonst fast zu öde wenn auf der Fahrt von A nach B nichts passieren würde. Allerdings sieht das meist so aus, dass man eine Mission beginnt, diese einen gleich mal ganz ans andere Ende der Landschaft schickt, und zwischen drin befinden sich auch noch 3 Wachposten. Das heisst, man sucht sich sein Auto, fährt zum ersten Wachposten, erledigt die Gegner, findet hoffentlich genug Munition und spritzen, fährt weiter und macht dasselbe nochmals bei Wachposten Nummer 2 und 3. Dann ist man beim Missionsziel angelangt, wird dann weitergeschickt zum nächsten Missionspunkt. Dieser führt An Wachposten 3 sowie an einem Neuen Wachposten 4 vorbei. Bei Wachposten 3 sind die Gegner wieder da und man muss wieder von vorne alle erledigen um vorbei zu kommen. Ist die Mission endlich beendet und man will wieder ins Stadtzentrum zum Missionsausgangspunkt muss man an Wachposten 4, 2 und 1 vorbei, wo wieder alle Gegner auf einen Warten. Und das ganze ist einfach nur nervig!

Die Mission selbst dauert geschätzte 10 Minuten, vom Missionsausgangspunkt, bis zum Missionsendpunkt vergehen aber 45++ Minuten. Hier wird die Spieldauer einfach unnötig in die länge gezogen. An sich sind die Fahrten von A nach B am Anfang zwar schön, weil die bewachsene Welt zu beeindrucken weiß, allerdings spätestens bei der 3. oder 4. Mission ist man schon genervt, dass man wieder ans Ende der Welt fahren muss. Der Bus hilft meistens, da man sich doch einen Teil des weges erspart, muss aber dann dennoch oft einen kleinen Weg in kauf nehmen. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl für die Landschaft, weiß wie man Wachposten möglichst schnell umfährt, ohne entdeckt zu werden bzw. die Verfolger möglichst munitionsschohnend abschüttelt. Dennoch gelingt es denen dann zu oft, das eigene Fahrzeug fahruntüchtig zu machen und man muss sich erst wieder in Konfrontation setzen.

Problem Nummer 2: Abwechslung

Ein weiterer Spaßkiller ist im Spiel die Abwechslung, bzw. die nicht vorhandene Abwechslung. Missionen laufen zu oft im Schema F ab und sind gleich. Während sich die Hauptmissionen noch einigermaßen, zumindest ein wenig unterscheiden, sind vorallem die Nebenmissionen immer gleich. Als Beispiel will der Waffenhändler immer irgendeinen Konvoi stoppen, der Untergrund, der die überlebenswichtige Malariamedizin für den Helden parat hält, will immer dass man gefälschte Pässe zu irgendeiner Famile bringt, damit diese aus dem Land flüchten kann. Es geht einfach so weit, dass man sich, sobald die Tablettendose leer ist,denkt „AHRG! Jetzt muss ich schon wieder eine blöde Untergrund Mission machen“. Mission annehmen – Auf dem Weg von A nach B an ein paar Wachposten vorbei – Mission erledigen – auf dem Weg von B nach A wieder an ein paar Wachposten vorbei. Was sich ändert ist nur das B, mal ein anderes Opfer, mal ein blauer, statt einem roten LKW. Langweilig.

Problem Nummer 3: Story

Und auch hier stellt sich die Frage: Welche Story? Ich bin der Meinung, dass ein Ego Shooter jetzt nicht unbedingt eine Oscar reife Story braucht, aber ein paar Anhaltspunkte, die zum weiterspielen motivieren sind dennoch hilfreich. Ich muss ehrlich gestehen ich hab absolut keine Ahnung worum es in der Story geht. Es gibt eben den Schakal, den man ausschalten soll, man erledigt fürdie beiden Fraktionen die Missionen, erledigt mal den Anführer von den einen, dan von den anderen, stiehlt dort irgendein Paket, stiehlt auf der anderen Seite einen Koffer. Man vertraut blind irgendwelchen Leuten die auf einmal den Anführer abgelöst haben und einen offensichtlich schon lange kennen, obwohl man sie selbst noch nie gesehen hat und irgendwie ist man dann am Ende angelangt, welches eigentlich kein Ende ist und keinen Sinn macht. Man weiß schließlich gar nicht mehr, warum man jetzt, rein Story technisch, das Spiel überhaupt gespielt hat, abgesehen davon, dass jetzt einfach ein paar Menschen weniger in Afrika leben. Also bei mir sind da einfach nur ein paar große Fragezeichen übrig geblieben, wenn jemand das Spiel gespielt hat und sich hier auskennt kann er es mir gern erklären.

Der Multiplayer ist übriges Shooter mäßig in die typischen Modi a la Deathmatch und Team Deathmatch aufgeteilt. Macht Spaß, bringt aber nichts wirklich weltbewegendes. Was aber wirklich neu ist und auf jeden Fall einen ganz dicken Plus punkt bringt ist der absolut hervorragende Map Editor, den man sehr schnell erlent und der einem ermöglicht selbst Karten nach der eigenen Fanatsie zu erstellen. Ich hab noch nie einen so einfachen, intuitiven und tollen Editor bedient und es macht echt Spaß seine eigenen Karten zu erstellen. Damit wir zum Ende wenigstens noch einen Pluspunkt haben.

Alles in allem kann ich sagen, dass Far Cry 2 mit einer großartigen Basis im Spieldesign leider sehr viel Potential verschenkt. Ich hatte am Ende, nachdem ich meine Wachposten-Ausweichrouten beisammen hatte dann doch Spaß mit dem Spiel, allerdings nicht wegen der interessanten Story, sondern wegen der abwechslungsreichen Welt und dem Verlangen irgendetwas in die Luft zu sprengen und sich in den Effekten zu baden.


*edit*

Nachträgliche aufwertung:

7/10
Zuletzt geändert von Metti am 09.10.2009, 21:17, insgesamt 3-mal geändert.
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NegCon
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Beitrag von NegCon »

Tolles Review!

Ich habe öfter auch gehört, dass Africa ziemlich "leer" sein soll, also wenig bis gar keine Tiere usw. was auch viele scheinbar genervt hat. Die Schwachpunkte die du ansprichst würden mich auch extrem stören.
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Beitrag von niche »

Aufjedenfall gutes Review aber was du irgendwie total vergessen hast ist die wirklich beschissene Fahrzeug-Physik.
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Metti
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Beitrag von Metti »

das wäre wohl alles zu lang geworden wenn ich weiter über das spiel hergezogen hätte ;). mit der gegner KI bin ich auch nicht zufrieden, einmal steht man direkt neben ihnen und sie laufen an einem vorbei, beim anderen mal schießen sie schon aus unendlicher entfernung auf dich obwohl, naja.


*edit*

So ich habe dem Spiel jetzt nachträglich doch noch ne Aufwertung auf den 7. Punkt verpasst. Warum? Als eins der wenigen Spiele hat mich Far Cry dann doch noch mal motiviert wieder von vorn zu beginnen. Ich wollte einfach doch noch einmal durch die tolle Wüstenlandschaft streifen, und im zweiten anlauf ist es dann auch nicht mehr ganz so frustig, da man die abläufe und den klugen Umgang mit den Terroristenstellungen schon gut kennt. Und da es in dieser Gen nur sehr wenige Spiele gab, die mich dazu motiviert haben nach einiger Zeit noch mal zu beginnen, gibts von mir nochmal den halben Punkt auf die Faire 7 dazu :).
Zuletzt geändert von Metti am 09.10.2009, 21:19, insgesamt 1-mal geändert.
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