Ende 2007 erschien für Xbox 360 BioWare’s neustes Science-Fiction-RPG „Mass Effect“, welches auf den Spuren der beiden erfolgreichen „Knights of the old Republic“-Spiele wandelt und schon fast als eine Art inoffizieller Nachfolger bezeichnet werden könnte. Die Betonung liegt auf „könnte“, wenn da nicht einige Änderungen am Gameplay, speziell am Kampfsystem, vorgenommen worden wären. Aber der Reihe nach… beginnen wir erst einmal mit der dem Spiel zugrunde liegenden Geschichte.
Wir schreiben das Jahr 2183. Nachdem auf dem Mars ein uraltes Artefakt gefunden wurde, welches von einer längst verschwundenen außerirdischen Rasse, den Protheanern, stammte, gelang es der Menschheit dessen Technik zu adaptieren und somit durch den „Masseneffekt“ die Masse eines Objekts zu manipulieren, so dass dieses unglaubliche Geschwindigkeiten erreicht. Das Tor zu den Sternen stand nun weit offne und es dauerte nicht lange bis man auf die ersten Außerirdischen traf. Das politische Zentrum und der Sitz des intergalaktischen Rats befinden sich zu jener Zeit auf der „Citadel“, einer riesigen Raumstation, die ebenfalls ein Artefakt aus längst vergangenen Zeiten darstellt und von einer unbekannten Zivilisation, höchstwahrscheinlich ebenfalls den Protheanern, erbaut wurde. Neben Menschen leben dort auch andere Spezies, diese aber alle aufzuzählen und deren Eigenschaften zu nennen, würde wohl den Rahmen dieses kleinen Reviews sprengen.
Der Spieler schlüpft in die Rolle von Commander John Shepard (dessen standardmäßiges Äußeres dem männlichen Model Mark Vanderloo nachempfunden wurde, allerdings kann der Spieler das Geschlecht und das Aussehen nach seinem Belieben verändern), welcher auf der SSV Normandy sationiert ist, einem Raumschiffprototyp der Erde mit neuer Antriebstechnologie. Es dauert nicht lange bis ihr auf die erste Mission geschickt werdet, in der ihr ein außerirdisches Artefakt auf einem Planeten namens "Eden Prime" bergen müsst. Kurz nach der Landung stellt sich allerdings heraus, dass euch der Turianer und Spectre (der Status des Spectre beinhaltet umfassende Vollmachten und wird vom Rat vergeben um deren Aufträge eigenständig auszuführen zu können) Saren zuvorgekommen ist. Er scheint ein Bündnis mit den Geth, einer künstlich erschaffenen cybernetische Rasse, die sich einst gegen ihre eigenen Erbauer gestellt hat und nun ein eigenes, autonomes Volk darstellt, eingegangen zu sein. Welche Motivatin hinter Sarens Handlungen stehen, wieso er den Rat hintergangen hat und weshalb sich die Geth ihm angeschlossen haben erfährt der Spieler im Verlauf des Spiels.
Nach dieser ersten Mission verschlägt es euch erst einmal auf die Citadel, dort kann man entweder dem Hauptstorystrang weiter verfolgen oder sich erst einmal gründlich in der Station umsehen um so an einige kleinere Nebenmissionen zu geraten. Verlassen kann man Umgebung erst einmal nicht, da man über kein eingenes Raumschiff verfügt, was sich aber relativ schnell ändert. Von da an, hat man freien Zugriff auf eine Sternenkarte und wird zum Teil auf verschiedene Missionen geschickt um Saren hinterher zu jagen, oder aber man widmet sich den zahllosen SideQuests die man entweder durch Gespräche oder automatisch im Laufe der Zeit erhält.
Lobenswert ist, dass man über ein Umfangreiches Logbuch verfügt in das sämtliche Aufgaben aufgenommen werden. Sollte man also einmal längere Zeit nicht zum Spielen gekommen sein, so reicht in der Regel nur ein kurzer Blick und schon ist klar, was als nächstes zu tun ist... das Gleiche gilt auch um sich eine übersicht über mögliche andere Missionen zu verschaffen. Hier liegt allerdings auch schon der erste Knackpunkt, denn während die Haupthandlung relativ interessant ist und spätestens nach dem Verlassen der Citadel zum Weiterspielen antreibt, bestehen die Nebenmissionen hauptsächlich aus Wekunsungstouren die immer nach dem selben Schema ablaufen: Landungsfahrzeug wird abgeworfen, ihr fahrt innerhalb eines Landungsgebiets über die eher triste Oberfläche des jeweiligen Planeten, die mal bergig, mal eben ist und findet dann was immer ihr gerade gesucht habt. Natürlich gibt es auch eine hin und wieder auch SideQuests die sich von den sonst Üblichen abheben (hier sei vor allem die Mission auf dem Erden-Mond zu erwähnen, die man durchführen sollte, da eine nette Belohnung an deren Ende winkt), aber das bleibt leider nur die Ausnahme. Zu schnell wird man sich wieder auf die Hauptstory konzentrieren. Je nachdem wie sehr man sich auf SideQuests konzentriert oder nicht, schwankt die Spieldauer sehr stark. Ich persönlich hatte das Spiel in etwas mehr als 20 Std. durch, wobei ich Anfangs noch relativ viele Nebenaufgaben bewältigt habe, vor allem zu Begin in der Citadel. Für ein RPG also eher eine magere Durchspieldauer, für einen Shooter allerdings wiederrum durchaus ordentlich.
Anders als bei den beiden KOTOR-Vorgänger wurde das Kampfsystem nämlich komplett über den Haufen geworfen. Wo man einst noch mit Laserschwertern und Schlagwerkzeug auf die Gegner einprügeln durfte, und Laserpistolen eher die Ausnahme waren (Laserschwerter waren dort ja viel "cooler" ), darf das Dreierteam in "Mass Effect" nun nur noch ausschließlich auf durchlagskräftige "Wummen" zurückgreifen. Hierbei stehen euch verschiedenen Waffenklassen zur Verfügung wie Pistole, Schrotflinte, Maschinengewehr, Scharfschützengewehr, und natürlich noch verschiedene Granaten (natürlich tragen die Waffen im Spiel alle futuristische Namen und sehen ebenso Sci-Fi-mässig aus). Jede Klasse hat hierbei sein spezielles Einsatzgebiet, als richtiger Allrounder erweist sich z.B. das Maschinengewehr, welches mittels schnelle Schussfrequenz und mittlere Reichweite durchaus ordentlich Schaden anrichten kann usw. Zu jeder Gattung gibt es natürlich auch verschieden Waffenfabrikate in wiederrum verschieden starken Ausführungen. So erhält man, RPG-typisch, im weiteren Verlauf des Spiels, immer stärkere Waffen was man den römischen Zahlen am Ende ihres Namens unschwer erkennen kann. Zusätzlich dazu gibt es auch noch verschiedenen Psy-Fähigkeiten die erlernt werden können, so ist es beispielsweise möglich einen Gegner schwerelos zu machen und ihn so an Zimmerdecke zu befördern und kampfunfähig zu machen... erinnert also stark an die Macht-Fähigkeiten in KOTOR.
Während eines Kampfeinsatzes können diese Waffen mittels Ringmenü ausgewählt werden, ebenso bei euren anderen Teammitgliedern (ihr könnt immer nur max. zu dritt eine Mission antreten). In bester 3rd-Person-Shooter-Manier macht ihr euch auf den Weg den Feinden das Fürchten zu lehren. Während ihr einen der drei Kämpfer steuert, werden die Handlungen der beiden Anderen von der CPU dirigiert. Zwar musste ich schon öfter hören, dass die KI der Teammates nicht besonders gut sein soll, zumindest auf der niedrigsten Schwierigkeitsstufe kann ich dieser Kritik allerdings nicht beipflichten. Es ist übrigens möglich das prinzipielle Vorgehen der CPU-Kumpane (defensiv, offensiv und neutral) selbst vorzugeben. Die Waffen werden via Ringmenü, bei dessen aktivierung die Zeit angehalten wird, ausgewählt, was äußerst flott von der Hand geht. Ansonsten laufen sämtliche Kämpfe in Echtzeit ab, wie es bei einem Shooter eben so ist. Während eines Schusswechsels ist allerdings darauf zu achten, dass eure jeweilige Waffen nicht überhitz, was durch einen Balken angezeigt wird. Ist dies dennoch geschehen, so müsst ihr einige, manchmal kostbare, Sekunden warten bis das Schießeisen wieder einsatzbereit ist.
Die Missionen verlaufen meist ähnlich ab. Entweder befindet ihr euch schon in einem Gebäude und müssten den mit feinden gespickten Weg folgen, der schon mal mit Abzweigungen aufwarten kann, oder ihr werden zuvor mit dem Landungsfahrzeug abgeworfen und müsst euch erst einen Weg durch die Feindesschar bahnen und verschlossenen Tore überwinden um zur Zieleinrichtung zu gelangen. Leider ist es nicht wie bei KOTOR möglich durch eine relativ offene Planetenoberfläche zu laufen auf der es vieles zu entdecken gibt. Die normalen Missionen laufen wie zuvor beschrieben ab, während bei Nebenmissionen zwar großflächige Gebiete auf verschiedenen Planeten befahren werden können, diese aber relativ karg sind und in keinster Weise mit den Gebieten aus den Star-Wars-RPGs zu vergleichen sind.
Ein großes Kompliment muss man dem Design aussprechen. Den Designern ist es gelungen eine komplett neue Science-Fiction-Welt zu gestallten die eine Vielzahl unterschiedlich aussehender Alien-Rassen beherbergt und deutlich düsterer und kälter ist, als George Lucas märchenhafte, (und spätestens seit Ep. I bis III) buntes Star-Wars-Universum. Relativ beendruckend fand ich zudem auch die Animationen während der Gespräche, vor allem die verschiedenen Gesichter, egal ob Mensch oder Alien, sind hier besonders hervorzuheben. Leider wird das Spiel aber auch von einigen Mängeln heimgesucht die das positive (optische) Gesamtbild etwas schmälern. So kommt es häufig zu kleineren Rucklern und/oder die Framerate bricht plötzlich ein, manchmal auch nicht ganz nachvollziehbar. Zudem kommt es oft vor, dass die Texturen einige Sekunden brauchen um in voller Auflösung dargestellt zu werden. Offinsichtlich dient das Ganze dazu um die Ladezeiten zwischen den Sequenzen zu verkürzen, schön ist es allerdings trotzdem nicht. Mit einer Installation auf die Festplatte wird dieses Problem allerdings etwas reduziert.
Ebenfalls ein Punkt der oft kritisiert wird, ist die dt. Synchronisation. Das diese besondes schlecht sein soll kann ich nicht bestätigen. Vom Niveau liegt sie meiner Meinung nach auf einer Höhe mit der von KOTOR1 und KOTOR2, selbst die gleichen Sprecher oder zumindest ein Großteil davon, scheinen mir hier erneut zum Einsatz gekommen zu sein. Die deutschsprachige Verkaufsversion verfügt übrigens nur über die dt. Synchronisation! Wer lieber eine engl. Sprachausgabe bevorzugt sollte deshalb zum UK-Import greifen, welche dann natürlich komplett in englischer Sprache gehalten ist inkl. der Texte. Was den restlichen Sound anbelangt gibt es eigentlich nichts zu kritisieren, tolle Soundeffekte und schöne Musik!
Fazit:
Ein schönes RPG, wenn auch die Hauptstory etwas knapp geraten ist und die SideQuests auf lange Sicht eiinfach zu langweilig sind. Zudem kommt noch, dass die Story leider genau dann aufhört, wenn es richtig interessant wird, was wohl daran liegt, dass es eben nur der erste Teil der geplanten Trilogie ist. Ansonsten fand ich die Geschichte zwar sehr interessant, der "Überhammer" wie sie oft im Internet hingestellt ist, war sie (noch) nicht, da wie schon erwähnt, die richtig spannenden Dinge, erst gegen Ende des Spiels aufgelöst werden. Allerdings bin ich schon recht gespannt auf den mittlerweile offiziell angekündigten zweiten Teil und hoffe, dass man bei der Geschichte da ansetzt wo Teil 1 aufgehört hat und nicht wieder eine ewig lange Einleitung einbaut. Ansonsten wäre es natürlich auch wünschenswert, wenn die aufgezählten Schwächen beseitigt werden würde... von mir aus auch weniger SideQuests, dafür Spannendere und dafür den Hauptstorystrang etwas länger... am besten dieses Mal auf 2 DVDs oder mehr. Ach ja, bevor ich's vergessen,... faszinierend fand ich auch das im Spiel integrierte Nachschlagewerk in dem man irgendwie alles über alles im "Mass Effect"-Universum erfahren hat und das schon wieder fast zuviel des guten war.
Alles in allem kriegt das Spiel von mir:
82% Spielspaß
P.S.: Da es schon recht spät ist bzw. früh, hab ich mir den obigen Text nach dem Schreiben nicht nochmal durchgelesen, von daher will ich mich schonmal entschuldigen, wenn einige gröbere Rechtschreibfehler oder einige Grammatikfehler vorhanden sind.
[video=wide]http://www.youtube.com/watch?v=0OLDN2tJp2o[/video]
Edit:
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Gerade germerkt, dass ich wohl in der Eile die Wertung ganz vergessen hatte. Hab' sie jetzt hinzugefügt.