Bei „Silent Hill: Homecoming“ handelt es sich um das fünfte Spiel der Reihe, das von Anfang an für eine stationäre Konsole entwickelt wurde und das zweite Spiel, das nicht mehr von Konami selbst entwickelt wurde, was man dem Titel leider auch anmerkt. Aber erst einmal der Reihe nach…
Der Protagonist von „Silent Hill: Homecoming“ ist Alex Shepard, Anfang 20 und bereits Kriegsveteran. Nachdem er sich von einer Kriegsverletzung im Militärkrankenhaus erholt hat, kehrt er in seine Heimatstadt Shepherd’s Glen zurück die sich in unmittelbarer Nähe zu Silent Hill befindet. Seine schlechten Vorahnungen scheinen sich zu bestätigen, denn sein jüngerer Bruder Joshua ist verschwunden, ebenso sein Vater der sich auf die Suche nach ihm gemacht hat. Auch andere Kinder der Ortschaft sowie ansässige Bewohner gelten als Vermisst und die Stadt selbst scheint wie ausgestorben. Schnell wird Alex klar, dass sich in Shepherd’s Glen so einiges seit seiner Abreise verändert hat. Die Gegend ist nun in einen dichten Nebel gehüllt, alles scheint sehr heruntergekommen zu sein, Straßen sind aufgebrochen, Wege abgeschnitten und dann gibt es da auch noch die seltsamen Kreaturen die sich plötzlich überall herumtreiben. Dennoch wird Alex alles versuchen um seinen kleinen Bruder wieder zu finden und herauszubekommen, was während seiner Abwesenheit geschehen ist.
Double Helix, das Entwicklungsstudio, das für dieses Silent Hill verantwortlich ist, hat ein paar Änderungen am ursprünglichen Gameplay vorgenommen. Das Kampfmenü sowie das Inventar wurden komplett überarbeitet und neu gestaltet. Mit der LB-Taste wird eine Übersicht der Gegenstände aufgerufen. In einem Ringmenü werden die gefunden Gegenstände angezeigt, die dann mit dem Analogstick ausgewählt werden können um sie z.B. anzuwenden oder mittels anschließenden Druck auf den rechten Analogstick näher angesehen werden und weitere Infos zum Item angezeigt werden können. Auch Heilmittel kann man hier zu sich nehmen. Was diese angeht, gibt es drei verschiedene Arten. Zum einen die Energiedrinks, die 50% von Alex Lebensenergie auffrischen, Erste-Hilfe-Kästen, die immerhin 75%ige Erholung bringen und die sehr seltenen Seren (das Serum ist im gesamten Spiel nur 8x zu finden), welches sogar 100%+ Auffrischung bringt, das heißt Alex verfügt nach deren Anwendung über 100% seiner Energie und sogar noch ein wenig mehr. Über die RB-Taste wird öffnet sich hingegen das Waffeninventar in dem Nahkampf- und Schusswaffen ebenfalls in einem Ringmenü angeordnet sind. Zudem lässt sich hier auch die Taschenlampe sowie das Funkgerät, das durch sein Rauschen anzeigt wenn sich Monster nähern, ein und ausgeschalten werden. Wobei die Steuerung der Taschenlampe auch als Schnelltaste auf dem Steuerkreuz belegt ist (Oben). Im Laufe des Spiels wird Alex auch ein paar verbesserte Waffen finden können, die die Alten ersetzen sobald diese aufgenommen werden. Z.B. kann das Metallrohr durch ein schlagkräftigeres Brecheisen ausgetauscht werden. Leider ist der Platz in Alex Taschen limitiert, das heißt, man kann nur eine gewisse Anzahl an Munition aufnehmen. Da es generell relativ wenige Patronen zu finden gibt, ist es besonders ärgerlich, wenn man plötzlich keine neuen Schachteln aufnehmen kann, weil man zuvor zu sparsam mit den Schusswaffen war. Dazu kommt noch, dass die Kugeln, selbst wenn man die Maximalanzahl mit sich führt, nach ein paar Gegnern schnell verschossen sein können.
Das Kampfsystem selbst wurde ebenfalls stark überarbeitet. Mit der LT-Taste (gedrückt halten) wird das Kampfmenü aktiviert und Alex geht in Kampfstellung. Sofern man das automatische Zielen im Optionsmenü aktiviert hat (ist zu empfehlen), wendet man sich automatisch dem Gegner zu. Mit der A-Taste werden schnelle Angriffe ausgeführt, die in den meisten Fällen zu empfehlen sind, aber auch schwächer sind. Für stärkere Attacken muss die X-Taste gedrückt werden und hält man diese Taste länger Gedrückt wird Alex seinen Schlag „Aufladen“ und spätestens nach ein paar Sekunden eine schwere Attacke ausführen. Auch Combos sind möglich, hier kann man mit dem Messer z.B. nacheinander drei leichte und anschließend einen schweren Angriff ausführen ohne eine Pause dazwischen. Die B-Taste ist hier besonders wichtig, da man mit dieser feindlichen Angriffen ausweichen kann und auch sollte. Je nachdem in welche Richtung man den Analogstick gleichzeitig drückt, wird Alex nach links oder rechts unter den gegnerischen Angriffen hindurchtauchen oder z.B. eine Rolle nach Hinten machen. Außerhalb des Angriffsmodus kann man mittels der B-Taste ebenfalls Rollen zum Ausweichen schlagen. Ist man mit einer Schusswaffe ausgerüstet, gestaltet sich der Angriffsmodus leicht anders. Ähnlich wie bei Resident Evil 4 oder Resident Evil 5 wechselt man in eine „Über-die-Schulter-Blick“-Perspektive und kann mit einem Fadenkreuz verschiedene Körperstellen der Gegner anvisieren, was unterschiedlichen Schaden anrichten kann. Mit der A-Taste wird geschossen und mit dem X-Button kann man mit dem Pistolengriff bzw. Gewehrkolben zuschlagen, falls ein Feind mal zu nahe herankommt. Leider ist das Zielen etwas fummelig geraten, da das nach oben und unten zielen seitenvertauscht ist (drückt man den rechten Analogstick nach Oben, geht das Fadenkreuz nach unten und umgekehrt) während die Steuerung beim Umsehen (Druck auf den rechten Analogstick) nicht seitenverkehrt ist (drückt man den rechten Analogstick nach Oben, geht der Blick auch noch oben und umgekehrt), was etwas gewöhnungsbedürftig ist. Außerdem ist das Ausweichen etwas zu träge, so dass es sehr oft passiert, dass man gegnerischen Angriffen nicht rechtzeitig ausweichen kann oder, da sich die Kamera mitdreht, man nach mehrmaligen schnellen Ausweichen, etwas die Orientierung verliert.
Grafisch kann das Spiel als äußerst solide bezeichnet werden. Zwar wäre sicher einiges mehr auf Xbox360 und PS3 möglich gewesen, aber dennoch gibt es einige Hübsche stellen im Spiel. Einzig die nicht ganz so konstante Framerate stört ein wenig. So kommt es häufig vor, dass in Gebieten, in denen viele Details vorhanden sind oder größere Licht oder Raucheffekte vorhanden sind, das Spielgeschehen nicht mehr ganz so flüssig läuft, wenn man sich in die entsprechende Richtung dreht. Verglichen mit Alan Wake sind die Lichteffekt auch etwas dürftig, zwar gibt es auch in Homecoming sehr schöne Licht- und Schatteneffekte, an die Ausgefeiltheit des erstgenannten Spiels kommen sie aber bei weitem nicht heran. Die Taschenlampe von Alex scheint in vielen Situationen auch nicht weiter als ein paar Meter zu leuchten, was vor allem bei längeren Gängen recht störend wirken kann. Was man meiner Meinung etwas verpatzt hat, ist das Charakterdesign, speziell was die Modellierung der Gesichter und ihre Animation angeht. Da hat Konami auf der PS2 mit „Silent Hill 3“ und „Silent Hill 4: The Room“ schon gezeigt, dass es deutlich besser geht. Ansonsten fällt auch auf, dass besiegte Gegner nicht mehr am Boden liegen bleiben, sondern sich nach einiger Zeit in Luft auflösen bzw. verschwinden.
Was hingegen die Sounduntermalung angeht, gibt es dank Akira Yamaoka, der ebenfalls für die Musik der vorangegangenen Silent Hill-Spiele verantwortlich war, nichts zu beanstanden. Man bekommt die serientypische Qualität geboten mit vielen gruseligen Klängen. Einige der Töne wurden auch aus den Vorgängerteilen übernommen, wie z.B. das Geräusch, wenn man einen Gegenstand aufnimmt. Ansonsten kann man nur das Ganze nur als sehr stimmig bezeichnen. Ein Beispiel wäre da beispielsweise der Friedhof von Shepherd’s Glen in dem man in der Ferne ständig Hundegejaule hört.
Bezogen auf das Gameplay kann man sagen, dass sich „Silent Hill: Homecoming“ mehr an „Silent Hill 3“ anlehnt. Zwar hat man am Anfang, wenn man in den Straßen von Shepherd’s Glen herumläuft, dass man ähnlich wie in Silent Hill, Silent Hill 2 oder Silent Hill: Origins den Hauptteil des Spiels in der Stadt umherläuft und dort ein Gebäude nach dem Anderen abklappern und Rätsel lösen muss (anders als in z.B. Origins findet der Wechsel zwischen Nebel- und Rostwelt automatisch und nicht manuell statt). Spätestens ab der Hälfte der Spielzeit wird man allerdings feststellen, dass alles doch deutlich linearer gestaltet ist. In der Stadt selbst, gibt es relativ wenig zu finden und es ist immer klar definiert wohin man muss. Die Laufwege in der Stadt selbst, sind auch deutlich kürzer als in den zuvor genannten Teilen der Reihe, was ich persönlich auch eher befürworte. Der Nachteil dabei ist aber eben, dass das Spiel deutlich linearer wirkt. Auch die einzelnen Locations wirken stärker beschränkt. Wo man z.B. in den früheren Teilen das Gefühl hat, ein Gebäude komplett nach hinweisen, Items und Rätseln zu durchforsten, ist es in Homecoming eher so, dass man den Eindruck gewinnt, nur einen kleinen Teil davon zu sehen und geradlinig hindurchgeführt zu werden. Meist rennt man eigentlich nur von Punkt A nach Punkt B und anschließend wieder von Punkt B nach A zurück. Was generell nicht unbedingt schlecht ist, aber zumindest etwas vom Flair der Reihe nimmt. Eines noch zu den Savepoints... diese sind wieder in Form der roten Symbole vorhanden, die man bereits aus den Vorgängern kennt. Allerdings scheinen sie mir manchmal zu weit auseinander zu sein, während dann plötzlich wieder zwei nahe aufeinander auftreten.
Fazit:
Am Anfang war ich noch recht zuversichtlich und auch begeistert und ich hatte das Gefühl einen besseren Teil der Reihe zu spielen. Im späteren Spielverlauf schwenkte die Stimmung bei mir allerdings um. Vieles ist zu sehr an den Film angelehnt und obwohl ich diesen eigentlich sehr gut fand, wirkt es im Spiel oft mehr wie ein billiger und vor allem uninspirierter Abklatsch. Viele Szenen machen im Nachhinein im Kontext der Reihe relativ wenig Sinn und scheinen nur des Effektes wegen vorhanden zu sein. Manchmal kam bei mir auch der Eindruck auf, als hätten die Entwickler einige Dinge in den Vorgängerteilen nicht so recht verstanden, da sie scheinbar mehr oder weniger sinnlos oder plump für Homecoming übernommen wurden. Dazu kommt dann noch das Kampfmenü, mit dem ich einfach nicht so recht warm wurde. Das Aufweichen ist einfach zu träge und am meisten haben mir die Kämpfe Spaß gemacht, in denen man im Grunde nicht großartig ausweichen musste. Das Zielen auf die Gegner war ebenfalls zu fummelig und hätte besser umgesetzt werden können. Die Story entpuppt sich auch als ganz nett, kommt aber bei weitem nicht an die Geschichten der alten Konami-Silent Hills heran (SH1, SH2, SH3 und SH4). Im großen und ganzen kann man sagen, dass „Silent Hill: Homecoming“ zwar ein eher schwaches Silent Hill ist, aber ein ganz nettes Horrorgame.
Fans der Reihe sollten es sich zumindest einmal anschauen, sofern man mit der Art des Spiels etwas anfangen kann, macht es evtl. doch etwas Spaß. Leider gibt es zudem einige Fehler in der KI der Gegner und dem Leveldesign, dass z.B. bestimmte Gegner an einer Stelle durch bestimmte Türen/Durchgänge nicht hindurch kommen, während es an anderer Stelle kein Problem ist. Dazu kann es vorkommen, dass Speicherstände fehlerhaft sind, was mir selbst leider beim letzten Savestate passiert ist und die Xbox360 nach dem finalen Bosskampf während der Endsequenz komplett abgestürzt ist, so, dass nur noch ein Neustart der Konsole helfen konnte. Erst als ich den vorletzten Spielstand geladen habe, klappte es auch mit dem Durchspielen. Lt. Userberichten im Internet scheint das auch kein Einzelfall zu sein, es wurde schon öfter berichtet, dass z.B. wichtige Items nach dem Speichern und erneuten Laden des Spielstands verschwunden sind, so, dass man nur über den vorletzten Speicherstand, den man zuvor angelegt hat, weiterspielen konnte, oder dass es bei Bosskämpfen zu Problemen kam, da der Button zu Alex finalen Attacke nicht eingeblendet wurde und nicht ausgeführt werden konnte, erst das Laden des vorletzten Speicherstandes konnte auch hier Abhilfe schaffen. Die PS3-Version soll übrigens genauso betroffen sein, wie die Xbox360-Fassung. Kurioserweise scheinen auch Bugs zu existieren, die nur bei der zensierten dt. Version auftreten. So etwas sollte eigentlich nicht vorkommen und da ich mich deshalb beim Durchspielen auch ein paar Mal geärgert habe, lasse ich es auch bei der abschließenden Bewertung einfließen.
Aber wie bereits erwähnt, auch wenn man als Silent Hill-Fan geteilter Meinung sein kann (mir persönlich war es zu „amerikanisiert“ und enthielt ein paar unpassende Splatterszenen, die aber in der dt. Version zum Glück (?) zensiert wurden), ist „Silent Hill: Homecoming“ zumindest ein solides Horrorspiel. Von daher bekommt es von mir eine Wertung von 6/10 Punkten.
P.S.: Über den Schwierigkeitsgrad von "Silent Hill: Homecoming" kann man nicht genau urteilen, da es sehr stark davon abhängt, wie gut man die Gegner kennt und wie schnell man die richtigen individuellen Angriffstaktiken herausfindet. Kennt man diese, ist es auch nicht besonders schwer. Aus diesem Grunde habe ich einen Thread im Tipps & Tricks-Bereich erstellt, mit Einsteigertipps für Anfänger: hier klicken.