Verfasst: 04.01.2011, 23:04
Ich würde schon sagen, dass sich Film und Videospiele immer mehr annähern. Besonders auffallend ist das, finde ich, bei den aktuellen HD-Konsolenspielen. Wenn ich da an so Titel wie Mass Effect 2 oder vor allem den kommenden L.A. Noire (zumindest was man bisher davon gesehen hat und bei dem echte Schauspieler für die Gesichts- und Körperanimationen eingescannt wurden) ansehe, dann sind die teilweise schon sehr filmähnlich gestaltet. Im Bezug auf Western fällt mir auch noch Red Dead Redemption ein, das in Deutschland ebenfalls als USK18-Titel erschienen ist, und in dem man sich im ausgehenden Wilden Westen im Jahre 1911 wilde Schießereien stellen darf. Wobei mich an dem Titel mehr stört, dass man verschiedene Tiere wie Hasen, Rehe, Wildschweine, Waschbären, Pferde, usw. jagen kann um sie anschließend zu häuten (was aber off-screen geschieht und die Kamera lediglich ein paar Blutspritzer abbekommt) um Fleisch und Felle zu bekommen die man später z.B. verkaufen kann, die kämpfe gegen Menschen gestalten sich eher so wie man sie sich westerntechnisch erwartet und es ist halt Blut zu sehen, wenn man jemanden erschießt.7thGuest hat geschrieben: Damit hast Du sicher recht. Schaut man sich zum Beispiel Fernsehfilme von vor einigen Jahrzehnten an, fallen einem wesentlich häufiger Ungereimtheiten auf, als das bei heutigen Produktionen der Fall ist. Ich denke auch, dass die Zuschauer/Spieler im Laufe der Zeit eine größere Erwartungshaltung an die Glaubwürdigkeit der Geschichte entwickelt haben. Es ist gut denkbar, dass sich diese Entwicklung auch auf die Gewaltdarstellung in Filmen und Spielen auswirkt. Die Bildschirmtode der Prä-Italo-Western etwa könnte sich heute wohl kaum noch jemand in einem aktuellen Kinofilm vorstellen.
Ja, Quake II war damals so eine Sache. Erinnere mich auch noch, dass von Gegnern, wenn man eine Schrotflinte eingesetzt hat, oft nur Klumpen übrig blieben, was wirklich etwas sinnlos übertrieben war. Hab' es damals auch eine Zeit lang auf dem PC gespielt, vor allem weil es Glide-Support hatte und ich so meine Voodoo 1 bisschen austesten konnte. Ich weiß nicht ob ich mir das nur einbilde, aber mir kommt es vor, als ob Gewalt in den aktuellen Titeln oft etwas "schlüssiger" eingebunden wird und nicht meist nicht mehr ganz so plump eingebaut wirkt. Kann aber auch daran liegen, dass ich keine Ego-Shooter mehr spiele (motion-sickness) und von daher nicht genau weiß, wie heutige Titel im Detail aussehen. Kann im Bereich Shooter von daher nur bei den 3rd-Person-Shootern mitreden. Bei den meisten Spielen in der Gewalt etwas detailierter dargestellt wird, ist es aber oft auch der Thematik geschuldet. Gears of War ist zwar sehr brutal, aber thematisch passt das auch. Bei Silent Hill: Homecoming z.B. sind einige Zwischensequenzen wirklicht unnötig brutal und sogar eher serienuntypisch, wenn man die Vorgänger kennt. Viele Fans der Reihe haben sich daran auch gestört und ich bin auch der Meinung, obwohl ich die unzensierte Fassung gespielt habe, dass man hier auch ruhig zur zensierten dt. Version greifen kann, da dort eben genau die Sachen fehlen, die eigentlich nicht in die Reihe passen, sprich die Splattereffekte die es in den Vorgängern in der Form auch nicht gab.7thGuest hat geschrieben: "Hinnehmen" ist wohl die richtige Formulierung. Mir wäre die Möglichkeit, unnötig explizite Darstellungen in manchen Spielen auszuschalten, auch wesentlich lieber, als vor die Wahl gestellt zu werden, diese zu erdulden oder eben komplett auf das betreffende Spiel zu verzichten. Ein gutes Beispiel ist in meinem Fall Quake II, das ich aufgrund des gelungenen Leveldesigns, der optionalen Maussteuerung und der hervorragenden technischen Umsetzung für den besten Ego-Shooter der PlayStation 1 halte. Trotzdem war ich mir anfangs nicht sicher, ob ich es überhaupt behalten würde, da mir die übertrieben aggressive Aufmachung des Spiels ziemlich sauer aufstieß. Dass das Jugendliche und junge Erwachsene häufig anders sehen (ich kann mich da nicht ganz ausnehmen), hat neben der Neugier am Verbotenen natürlich auch mit Profilierungsverhalten oder "Coolness" zu tun.
NegCon: "Heute läuft das eher so nebenbei mit, ohne dass man groß drüber nachdenkt."
Tatsächlich denkt man bis zu einem gewissen Grad der Gewaltdarstellungen nicht mehr darüber nach und empfindet diese als selbstverständlichen Teil des Spiels. Erst die Bilder eines neuen, inhaltlich expliziteren Spiels rücken wieder stärker ins Bewusstsein und ermöglichen so wie Quake II eine echte Auseinandersetzung mit ihren Inhalten.
Diese "sinnlose" Gewalt scheint man auch oft hauptsächlich nur in Shootern zu finden. Ein (klassisches) RE, SH oder - um einen neueren Vertreter zu nennen - Dead Space - würde ohne Horror und einen gewissen Grad an Gewalt nicht funktionieren. Wobei man bei Letzteren natürlich auch die Frage stellen kann, muss es sein, dass man Leichen mit einen Stampfer auf den Boden zerstückeln kennen muss? Wobei der "Ragdoll-Effekt" bei Leichen auch wieder so übertrieben unrealistisch ist, und man die im wahrsten Sinne des Wortes, scheinbar mühelos, wie Stoffpuppen rumschubsen konnte, dass es auch schon egal war.7thGuest hat geschrieben: Resident Evil 3 ist ein Spiel, bei dem ich mich auch ganz bewusst für die Originalfassung entschieden habe. Wegen ihrer Horrorthematik ist die Darstellung der Gewaltauswirkungen ein elementarer Bestandteil der Serie und zur Erhaltung der Atmosphäre unabdingbar. Zwar richtet sich die Gewalt auch hier gegen menschenähnliche Gegner, Zombies, aber ähnlich wie das b-filmische Vorbild Night of the Living Dead entwickelt auch Resident Evil in meinen Augen nicht selten eine "freiwillig unfreiwillige" Komik, die dem Gesehenen die Schärfe nimmt. Anders verhält es sich zum Beispiel bei Quake 4, bei dem ich froh war, mir die geschnittene deutsche Fassung zugelegt zu haben, nachdem ich erfahren hatte, welche unnötig grausamen Zwischensequenzen mir auf diese Weise "entgangen" waren.
Ein handfestes System kann bei den USK-Einstufungen eigentlich auch gar nicht existieren, da jedes mal eine andere Gruppe von Personen eine meiner Meinung nach eher subjektive Beurteilung abgeben. Zwar gibt es sicher eine Art Checkliste an der man grob ablesen kann, ab wann eine jeweilige Altersfreigabe vergeben werden muss, die Beurteilung wann einer dieser Punkte "erfüllt" wird, ist aber rein subjektiv sofern die jeweiligen Dinge nocht absolut offensichtlich sind, was aber wohl in vielen Fällen nicht der Fall sein wird. Bestes Beispiel Dead Space 1 und 2. Teil 1 wurde glaub ich bei der USK drei oder viermal eingereicht und bekam dann beim letzten Durchgang eine 18er Freigabe in unzensierter Form, bei Teil 2 gab es im Multiplayer zwar eine minimale Zensur aber der Singleplayer blieb bisher unangetastet. Dead Space 2 wurde lt EA sechsmal bei der USK eingereicht und erhielt dann die ersehnte 18er Freigabe um auf den dt. Markt veröffentlicht zu werden. Alleine daran sieht man, dass der Publisher bei derartigen Spielen nur hartnäckig dran bleiben und das nötige Geld investieren muss (jede Beurteilung kostet natürlich immer was) um den Titel durchdrücken zu können. Ein anderer Publisher hätte das Spiel vielleicht einmal unzensiert eingereicht, es wäre abgelehnt worden, und es wäre dann entweder ein zweites Mal in einer zensierten Fassung nochmal vorgelegt oder erst gar nicht auf den dt. Markt veröffentlicht worden, wie es z.B. M$ auch bei der Gears of War-Reihe macht.7thGuest hat geschrieben: Das glaube ich allerdings auch. Zumindest wird man mich nicht davon überzeugen können, dass ein Sechsjähriger schon Street Fighter Alpha 3 spielen sollte. Vermutlich ein Beispiel unter vielen.